Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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Wer gefährdet das Wohl des Vaterlandes? Sind es jene Männer, die 
tlenseits der Grenze in anderer Uniform stecken, die so wenig wie eure Männer 
den Krieg gewollt haben, noch wissen, weshalb sie ihre Brüder morden sollen? 
Nein! Gefährdet ist das Vaterland durch alle, die aus der Not der breiten 
Massen Reichtum schöpfen und ihre Herrschaft auf der Unterdrückung aufbauen. 
Wem nützt der Krieg? 
Nur einer kleinen Minderheit in jeder Nation. 
Den Fabrikanten von Flinten und Kanonen, von Panzerplatten und Tor- 
pedobooten, den Werftbesitzern und den Lieferanten des Heeresbedarfs. Im 
Interesse ihres Profits haben sie den Haß unter den Völkern geschürt und so 
zum Ausbruch des Krieges beigetragen. Der Krieg nützt den Kapitalisten über- 
haupt. Hat nicht die Arbeit der enterbten und ausgebeuteten Massen Waren 
aufgehäuft, die jene nicht verbrauchen dürfen, die sie erzeugten? Sie sind ja 
arm, sie können nicht dafür zahlen! Arbeiterschweiß hat diese Waren geschaffen, 
Arbeiterblut soll ihnen neue Absatzmärkte im Ausland erkämpfen. Kolonial= 
länder sollen erobert werden, wo die Kapitalisten die Schätze des Bodens rauben 
und billigste Arbeitskräfte ausbeuten. 
Nicht die Verteidigung des Vaterlandes, seine Vergrößerung ist der Zweck 
dieses Krieges. So will es die kapitalistische Ordnung, denn ohne die Ausbeutung 
und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen kann sie nicht bestehen. 
Die Arbeiter haben durch diesen Krieg nichts zu gewinnen, wohl aber alles 
zu verlieren, was ihnen lieb und teuer ist. 
Arbeiterfrauen, Arbeiterinnen ! 
Die Männer der kriegführenden Länder sind zum Schweigen gebracht worden. 
Der Krieg hat ihr Bewußtsein getrübt, ihren Willen gelähmt, ihr ganzes Wesen 
entstellt. 
Aber ihr Frauen, die ihr neben der nagenden Sorge um eure Lieben im Felde 
daheim Not und Elend ertragt, worauf wartet ihr noch, um euren Willen zum 
Frieden, euren Protest gegen den Krieg zu erheben?! 
Wasschreckt ihr zurück? 
Bisher habt ihr für eure Lieben geduldet, nun gilt es, für eure Männer, 
für eure Söhne zu handeln. 
Genug des Mordens! 
Dieser Ruf erschallt in allen Sprachen. Millionen von proletarischen Frauen 
erheben ihn. Er findet Widerhall in den Schützengräben, wo das Gewissen der 
Volkssöhne sich gegen das Morden empört. 
Frauen des werktätigen Volkes ! 
In diesen schweren Tagen haben sich Sozialistinnen aus Deutschland, Eng- 
land, Frankreich und Rußland zusammengefunden. Eure Nöte, eure Leiden 
haben ihre Herzen bewegt. Um eurer und eurer Lieben Zukunft willen rufen sie 
euch zum Friedenswerke auf. Wie über die Schlachtfelder hinweg sich ihr Wille 
zusammenfand, so müßt ihr euch aus allen Ländern zusammenschließen, um den 
einen Ruf zu erheben: 
Frieden! Frieden!
	        
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