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Der Weltkrieg hat euch das größte Opfer auferlegt! Die Söhne, die ihr in
Schmerz und Leid geboren, unter Müh' und Sorgen erzogen, die Männer, die
eure Gefährten im harten Lebenskampfe sind, raubt er euch. Im Vergleich mit
diesen Opfern sind alle anderen klein und nichtig.
Die ganze Menschheit blickt auf euch, ihr Proletarierinnen der kriegführenden
Länder. Ihr sollt die Heldinnen, ihr sollt die Erlöserinnen werden!
Vereinigt euch in einem Willen, in einer Tat!
Was eure Männer, eure Söhne noch nicht beteuern können, verkündet ihr
es millionenfach: « «
Das Volk der Arbeit aller Länder ist ein Volk von Bruͤdern. Nur der einige
Wille dieses Volkes kann dem Morden Einhalt gebieten.
Der Sozialismus allein ist der künftige Menschheits friede.
Nieder mit dem Kapitalismus, der dem Reichtum und der Macht der Be-
sitzenden Hekatomben von Menschen opfert!
Nieder mit dem Kriege! Durch zum Sozialismus!
Die Internationale sozialistische Frauenkonferenz
an der teilgenommen haben Genossinnen aus
Deutschland, Frankreich, England, Rußland, Polen, Italien, Holland und
der Schweiz.
Bern, im März 1915. "
7. Zum Beweis dafür, wie weit bereits nach knapp einem Kriegsjahr der
Vergiftungsprozeß fortgeschritten war, folge hier die ganze Resolution.
„Millionen blühender Menschen sind gemordet, Millionen zu Krüppeln ge-
worden. Städte, Dörfer, ganze Landstriche und unersetzliche Kulturwerte ver-
nichtet. Unsägliches Elend herrscht! Milliarden Mark sind für die Zerstörung
von Menschen und Gütern geopfert. Länder und Völker verarmen mehr und
mehr. Das sinnlose Gemetzel und Verwüsten ist nur möglich, weil das Volk den
wahren Charakter des Krieges und seine Folgen nicht anerkannt hat, und be-
sonders die Jugend noch immer der lügnerischen Losung „Vaterlandsverteidiger"
folgt. Verblendete Sozialisten, besonders auch hervorragende Leiter der prole-
tarischen Jugendbewegung sprechen noch immer vom „Durchhalten bis zur Er-
schöpfung, bis zum vollständigen Siege"! Jene irren; das Proletariat, be-
sonders die Jugend, hat keine Gemeinschaft mit den Zielen des Krieges.
Wir protestieren gegen die Fortsetzung des Krieges und richten an die Jugend-
genossen aller Länder die brüderliche Mahnung, sich gegen den Krieg aufzulehnen.
Dank und Sympathie schulden wir den mutigen Kämpfern, dem Genossen Lieb-
knecht, der Gründer der deutschen Jugendbewegung, dem Genossen Rühle, einer
der hervorragendsten Leiter und Lehrer der proletarischen Jugend, welche seit
Beginn des Krieges unerschütterlich in Opposition gegen die Regierung standen
und dadurch die Ehre der proletarischen Jugendinternationale hochhielten.
Mögen die Bürgerlichen sagen, wir besitzen keine Vaterlandsliebe, na dann
gut, denn unsere Vaterlandsliebe ist allerdings nicht befleckt mit den Gedanken
der Geringschätzung oder gar des Hasses gegen andere Völker. Im Gegenteil.
Aus Liebe zu unserem eigenen Volke achten wir unsere Nachbarvölker, sehen wir