1915
Im Januar 1915 hielt Liebknecht in Berlin eine Rede über „Im-
perialismus und Krieg“, in der er sagte:
„Klassenkampf ist die Losung des Tages. Klassenkampf nicht
erst nach dem Krieg, Klassenkampf während des Krieges,
Klassenkampf gegen den Krieg. Nimmt die Partei nicht heute,
während des Krieges, den Kampf auf, so wird man auch an
ihren Kampfgeist nach dem Krieg nicht glauben, weder in den
Arbeitermassen noch in den Reihen ihrer Gegner. Jetzt gilt es,
sich bewähren .
Am 4. Januar 1915 erfolgte in Dresden die Gründung der oppo-
sitionellen Ortsgruppe, und am 8. Januar fanden die sozialdemo-
kratischen Stadtverordneten in Nürnberg bereits den Mut, gegen eine
Spende für die Hindenburg-Armee zu stimment. In Stuttgart ver-
anstaltete Klara Zetkin am 27. Januar 1915 anläßlich des Jahres-
tages der russischen Revolution von 1905 eine Revolutionsfeier. Am
2. Februar 1915 kam es in der Sitzung der sozialdemokratischen Reichs-
tagsfraktion zu erbitterten Auseinandersetzungen über die Haltung
Liebknechts.
Am 16. Februar tagte in London eine interalliierte sozialistische
Konferenz2?. Am 17. Februar stellte man im Bereich des VI. Armee-
korps die ersten feindlichen Fliegerabwürfe fest.
1 Buchner, „Kriegsdokumente“, Band VI, S. 69.
à* Bezeichnend für die nationale Haltung der So-
zialisten in den alliterten Ländern sind folgende Tatsachen:
Der belgische Soztalist Vandervelde erklärte in Paris
auf einem Vortrag am 18. April 1915: „Ich komme heute, um über
den Krieg und für den Krieg zu sprechen. Als internationaler und so-
zialistischer Friedensfreund bin ich für den Krieg bis zum Ende. Ich
füble Zorn gegen jeden anderen Gesinnungsgenossen, die möchten, daß
man Frieden schließe. .
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