Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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Der HFaupefeind sieht im eigenen Land! 
  
Waos seit 10 Moneten, sen dem Angrift — a 
Serdien, täglich zu erwarten war, ist einge#treiten: der Krieg 
ERIIIIII 
Die Voltamassen der kriegführenden Länder haben be- 
Gonmen, sich aus den amtlichen Lügenneyen zu befreien. Die 
Eimicht in die Urfsochen und Zwecke des Weltkriegs, in die 
unmittelbare Verantwortlichleit für Kinen Ausbruch hat sich 
auch im deutichen Volk verbreitet. Der Irrwohn helli- 
ger Kriegsziele ist mehr und mehr gewichen, die 
Kriegsbegeisterung geschwunden, der Wille zum schleunigen 
Frieden mãchtig emporgewachsen, allenthalben — auch in 
der Armee! 
Eins schwere Sorge für die deutschen und österreichischen 
Imperialisten, die sich vergeblich nach Rettung umsahen. Sie 
scheint ihnen jett gekommen. AMaliens Eingreifen in den 
Krieg soll ihnen die willkommene Gelegenheit bieten, ne#nen 
Tanmel des Ballerhafses zu entsachen, den Friedens- 
willen zu ersticken, die Spur ihrer eigenen Schuld 
zu verwischen. Sie spekulieren auf die Vergeßlichkeit des 
deutschen Volkes, auf seine nur allzu oft erprobte Langmautt. 
Würde der saubere Plan glücken, das Ergebnis zehn- 
monatiger blutiger Erfahrung wäre zu nichte, das inter- 
nationale Proletoriat stünde wiederum ent- 
wassnet do, völlio ausgeschaltet als selbständiger poli- 
tischer Faltor. 
Der Plan muß zuschanden werden — sofern der dem 
internationalen Sozialismus treu gebliebene Teil des deut- 
schen Proletariats seiner geschichtlichen Sendung im dieser 
ungeheuren Zeit eingedenk und würdig dleilbt. 
Die Feinde den Volles rechnen mit der Vergeßlichkeit 
der Massen — wir setzen dieser Spekulation entgegen die 
Lofung: 
Ules lernen, nichts vergessenl 
Nichts vergefsen! 
Wir haben erlebt, daß deim Kriegs#ausbruch die Massen 
von den herrf Klassen mit lockenden Melodlen 
für den kapitalistischen Kriegszweck eingesangen wurden. 
Wix haben erlebt, wie die schillernden Selfenblasen 
der Demagegie zerplatzten, die Narrenaträume des 
August verflogen, wie statt des Glücks Elend und 
Jammer über das Volk kamen; wie die Tränen der 
Kriegswitwen und Krttegswatsen zu Sermen 
anschwollen; wie die Erhaltung der Dreiklassen- 
lchmach, die verstockte Helligsprechung der Viereinigkeit: 
Drrschaft—Militarismu#s#—Pollzei= 
willkür zur bieteren —2 wurde 
Durch die Erfahrung sind wir gewarnt — alles lernen, 
nichts vergessen! 
Widerwärtig sind die Tiraden, mit denen der italienische 
Imperialismus seine NKaubpolitik verbrämt; ist 
lene rõmische Tragikomõdie, in der auch die landlãufig ge- 
wordene Grimasse des Burgsriedens nicht fehlt. Noch wider- 
wärtiger ist sedoch, daß wir in alledem nur wie in einem 
Spiegel die deutschen und österreichischen Methoden vom 
Juli und August 1914 wiedererkennen. 
Faksimile 3. 
  
Brandmarkung verdienen die ttallent Kriegs 
Aber sie find nichts als die Ubbilder dev deut- 
schen und österrelchtsschen Kriegsheyer, lener 
Haupeschuldigen am Kriegsausbruch. Gleiche Brder, 
eleiche Kapp#s! 
Wemnn hat das deutsche Bost die nee Heimsuchung zu 
denken) Von wem hat es Rechenschaft zu fordern für 
die neuen Opser-Hekatomben, die sich türmen werden? 
Es bleibt dabel: das österreichische Ultimatum em Ser- 
dien vom 23. Juli 1914 war die Brandfackel, die die 
Welt entzlindete, wenn auch der Brand erst spät auf Itallen 
üÜbergrift. 
Es bleibt dabet: dieses Ultimatum war dan Signal 
für die Keuverteilung der Welt und rief mu 
Kotwendigkelt alle kopitalistischen Raubstaaten auf den Plan 
Es bleibe dabel, dieses Ultimatum vollte die Frage der 
Vorherrschaft auf dem Balkon, in Kleinasien und im ganzen 
Mittelmeer und damit auch alle Gegensätze zwischen Oester- 
relch-Deutschland und Itallen mit einem Schlage aul. 
Wenn sich die deutschen und äksterreichischen Imperia- 
listen setzt hinder dem Busch der italienischen Roubpokitik, 
binter der Kulilse der itolienischen Treulosigkeit zu verstecken 
suchen; wenn sie die Toga der moralischen Entrüstung, der 
gekränkten Unschuld umwerfen, während sie doch un Rom 
nur eben Ihresgleichen gefunden haben, so ver- 
dienen sie die Lauge des grausamsten Hohns. 
Richt vergessen gilt's, wie mit dem denutschen Bolle ge- 
rabe in der italienischen Frage gespiell worden itl. gespielt 
von den sehr ehrenwerten deutschen Patrioten. 
Seit je war der Dreibundvertrag mit I#alien eine Far# 
— euch hat man darüber getäuscht! 
Stets galt Rallen dem Kundigen für den Kriegssall 
als sicherer Gegner Oesterreichs und Deutschlands — euch dat 
mon es als einen sicheren Bundesgenossen vorgegaukelt. 
Im Oreibundvertrog, bel dessen Abschluß und Erneue- 
numg niemand euch befrogte, lag ein gut Teil von Deutsch- 
lands weltpolitischem Schicksal beschlossen bis zum 
beutigen Toge ist euch von dlesem Vertrage 
nicht ein Buchstabe mitgeteilt. 
Das österreichische Ultimatum an Serbien, mit dem eine 
lieine Klique die Menschheit überrumpelte, war der Bruch 
des Bündnisvertrags zwischen Oesterrelch und Malien 
euch hat man davon nichts gesagt. 
Dieses Ultimatum ist gegen den ausdrücklichen Wider- 
spruch IJ#aliens ergangen — euch hat man das verschwiegen. 
Am 4. Mat dieses Jahres schon war von Itallen das 
Bündnis mit Oesterreich ausgel öst — bis zum 18. Mal 
h#et man diese eutscheidende Tatsache dem deutschen und ößter- 
reichischen Bolk vorenthalten, ja, der Wahrhelt zum Tro# 
geradewegs amtlich abgelengnet — ein Gegenstilck zu jener 
geflissentlichen Düpierung des deutschen Volken und des 
deutschen Reichstags Über das deutsche Ultimatum an Bel- 
gien vom 2. August 1914. 
(Siehe S. 25.)
	        
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