Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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Dieses Manifest mußte über kurz oder lang den offenen Bruch 
innerhalb der Partei nach sich ziehen, und es erscheint geradezu ver- 
wunderlich, daß sich dieser Prozeß einer reinlichen Scheidung noch bis 
ins nächste Frühjahr hinschleppen konnte. Immerhin hatte diese 
öffentliche Diskussion den Erfolg, daß die Parteimehrheit sich wieder 
einmal veranlaßt sah, auch ihrerseits ein wenig zu manifestieren, und 
so veröffentlichte sie am 25. Juni 1915 im „Vorwärts"“ ein Friedens- 
manifest, in dem es hieß: 
„Im Namen der Menschlichkeit und Kultur, gestützt auf die 
durch die Tapferkeit unserer Volksgenossen in Waffen ge- 
schaffene günstige Kriegslage, fordern wir die Regierung auf, 
ihre Bereitwilligkeit kundzutun, in Friedensverhandlungen ein- 
zutreten, um dem blutigen Kriege ein Ende zu machen.“ 
Es ist überhaupt kennzeichnend für die ganze Entwicklung der 
Mehrheitssozialdemokraten, daß sie, gezwungen durch die immer 
radikalere Haltung der revolutionädren Opposition, in genau ent- 
sprechenden Abständen auch ihre Stellungnahme im revolutio- 
nären Sinn, ohne Aufsehen zu erregen, zu ändern versucht. Es mögen 
hier einige wenige Beispiele dafür genügen. 
bedeuten. Ein wirklicher und dauernder Friede ist nur möglich auf der Grund- 
lage freier Vereinbarung. Diese Grundlage zu schaffen, ist nicht 
der Sozialdemokratie eines einzelnen Landes gegeben. Aber jede einzelne Partei 
kann nach Maßgabe ihrer Stellung und ihrer Kräfte dazu beitragen, daß diese 
Grundlage hergestellt wird. 
Die gegenwärtige Gestaltung der Dinge ruft die deutsche Sozialdemokratie 
auf, einen entscheidenden Schritt zu diesem Ziele zu 
tun. Sie ist heute vor die Wahl gestellt, diesem Gebote Folge zu leisten oder dem 
Vertrauen einen tödlichen Stoß zu versetzen, das sie bisher im deutschen Volke 
und in der gesamten Welt als Verfechterin des Völkerfriedens 
genoß. 
Wir zweifeln nicht, daß unsere Partei diejenigen Folgerungen ziehen wird, 
die sich für unsere parlamentarische und außerparlamentarische Haltung bieraus 
ergeben. Mit den schönsten Uberlieferungen der Sozialdemokratie steht die 
Zukunft unseres Volkes auf dem Spiel, seine Wohl- 
fahrt und seine Freiheit. Hat unsere Partei nicht die Macht, die 
Entscheidungen zu treffen, so fällt doch uns die Aufgabe zu, als treibende Kraft 
die Politik in der Richtung vorwärtszudrängen, die wir als die richtige erkannt 
haben.“
	        
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