Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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erscheint die Haltung der Ebert und Scheidanann mehr als frag- 
würdig. 
Man muß den traurigen Mut der Sozialdemokratie, mit dem sie 
noch heute ihren Anteil an dem revolutionären Vergiftungsprozeß 
leugnet, bewundern, zumal sie schließlich mit ihren eigenen Worten 
gerichtet wird, die sie vor dem Kriege der Monarchie zurief: „Die 
Weltgeschichte ist das Weltgericht!“ Sie kann wenig oder nichts 
dagegen einwenden, wenn man denselben Urteilsspruch über die 
Republik des 9. Novembers fällt, deren Staatsform in dem Volks- 
und Landesverrat ihrer sozialdemokratischen Begründer 
und Nutznießer verankert ist1. 
Am 1. August 1915 tagte in der Reichshauptstadt eine von links- 
radikaler Seite einberufene Frauenkonferenz Groß-Berlins, die sich 
mit den Entschlüssen der Berner Frauenkonferenz von Ostern 1915 
solidarisch erklärte und ein energisches Eintreten für den Frieden im 
Sinne des Aufrufes „Das Gebot der Stunde“ forderte. Am gleichen 
Tage fand in Zürich eine Zusammenkunft verschiedener Linksradikaler 
statt, in welcher der österreichische Sozialist Friedrich Adler einen sehr 
pessimistischen Bericht über die Lage in Osterreich gab. 
Anläßlich der Abstimmung über das Budget im württembergischen 
Landtag stimmte die „Sozialistische Vereinigung“, die aus den Ab- 
geordneten Westmeyer, Engelhardt und Hoschker bestand, dagegen?. 
1 In diesem Zusammenhang sei auf einen Artikel in der „Norddeutschen 
Allgemeinen Zeitung“ Nr. 8 vom 11. 1. 1906 hingewiesen, in dem es heißt: 
„.. Damit ist abermals der Beweis für die Richtigkeit der Auffassung er- 
bracht, daß die französische Sozialdemokratie patriotisch gesinnt isf. Es 
bleibt dabei, daß der Volks= und Landesverrat eine spezifische Eigen- 
tümlichkeit der deutschen Sozialdemokratie ist."“ 
2 Die Ablehnung wurde mit nachfolgender Erklärung begründet: „Die 
Unterzeichneten lehnen den Hauptfinanzetat und das Finanz- 
gesetz für 1915 ab, entsprechend ihrer UÜberzeugung, die mit den sozialtstischen 
Grundsätzen und den Beschlüssen der Parteitage der Sozialdemokratie Deutsch- 
lands übereinstimmt. 
Nach dieser unserer Uberzeugung ist der Staat die Herrschafts- 
organisatton der besitzenden Klassen. Dieser Organisation müssen wir 
die Mittel zu ihrer Betätigung, dem Regierungsausschuß der herrschenden Klassen 
jede Vertrauenskundgebung grundsätzlich verweigern. 
Schärfer denn je hat der Krieg mit seinen imper alistischen 
Zielen den Klassencharakter des Staates beleuchtet. Wenn 
Breithaupt, Volksvergiftung= 8
	        
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