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gend, den Streik durchzuhalten, einen Teil der älteren Arbeiter auf
ihre Seite zu ziehen und zum Schluß tatsächlich zu erreichen, daß der
Erlaß vom Generalkommando am 5. Mai 1916 zurückgezogen wurde.
(Faksimile 7.) Es ist dies, wenn auch zunächst aus lokalen Gründen
bedingt, der erste politische organisierte Streik in Deutsch-
land. An ihm sind vor allem zwei Dinge hervorzuheben. Erstens die
Tatsache, daß die revolutionäre Jugend den Kampf eröffnete, wo-
durch der ganzen Bewegung neue Kraft und neue Hoffnung gegeben
wurde. Zweitens der erfolgreiche Ausgang dieses ersien Streiks, der
spmptomatisch wurde für alle anderen. Es zeigt sich hier bereits der
ungeheure Mangel an politischer Psychologie der Regierung und das
restlose Versagen der Militärs in politischen Lebensfragen des Volkes.
Der erfolgreiche Fortgang der revolutionären Bewegung veran-
laßte die Opposition zu einer neuen internationalen Zusammenkunft,
der zweiten Zimmerwalder Konferenz in Kienthal in der
Schweiz vom 24. bis 30. April 1916. An ihr nahmen deutscherseits
sieben Mitglieder teil, die sich entsprechend der revolutionären Zer-
splitterung aus vier Mitgliedern der „Sozialdemokratischen Arbeits-
gemeinschaft“, zwei Vertretern der Gruppe „Internationale“ und
einem Anhänger der „Linksradikalen“ zusammensetzten.
Der 1. Mai 1916 war, wie nicht anders zu erwarten, von der
Opposition zu großen Manifestationen ausersehen 1. Man begnügte
sich diesmal nicht mehr mit der Verteilung und Plakatierung von
Aufrufen und Handzetteln, sondern ging zur organisierten Straßen-
demonstration über. Liebknecht ließ es sich nicht nehmen, in Berlin
an der Spitze der Demonstranten auf den Potsdamer Platz zu ziehen
und ein Hoch auf die Revolution auszubringen, worauf er sofort
verhaftet wurde. Gleichzeitig fanden Demonstrationen in Dresden,
Pirna, Jena, Stuttgart, Magdeburg, Braunschweig, Leipzig, Kiel,
Bremen und Duisburg statt. ·
Die Verhaftung Liebknechts, die zweifellos vom militärischen
Standpunkt aus notwendig war, wurde der Anlaß zu noch inten-
siverer revolutionärer Arbeit, weil die Regierung sich scheute,
Liebknecht gegenüber die staatsnotwendigen Konsequenzen
zu ziehen.
1 Siehe Anhang 11.