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nenen Flugblätter „in Deutschland hergestellt worden sind“. In-
zwischen ist der Wahrheitsbeweis vor Gericht dafür erbracht worden,
daß die unter dieser Firma erschienenen Flugblätter in der Druckerei
der „Oberfränkischen Volkszeitung“ unter dem sozialdemo-
kratischen Stadtrat Dill in Hof hergestellt worden sind7#
Die wesentlichsten zu dieser Zeit erschienenen Flugblätter sind:
„Hundepolitik“ — „Hunger“ — „Steuerpolitik“ — „Wogs ist mit
Liebknecht" — „Der Ubootkrieg“ — „2½ Jahre Zuchthaus“ (Fak-
simile 8, 9).
Die Wirkung dieser Flugblätter spiegelt sich am deutlichsten in
den sich allerorts häufenden Demonstrationen wider. Am schwersten
waren wohl die Unruhen in Leipzig am 13. und 14. Mai 1916, bei
denen Militär eingreifen mußte. Gegen den Liebknechtprozeß richteten
sich die Demonstrationen der Opposition im ganzen Reich
am 25. Juni 1916, zu denen sich noch Krawalle in Magdeburg,
Jena, Hannover und Osnabrück gesellten. Die Bewegung war der-
artig im Fluß, daß es in Berlin und Braunschweig vom 28. bis
30. Juni 1916 zu dem ersten größeren Massenstreik kam. In
Berlin streikten 55000 Arbeiter der Rüstungsindustrie. Der Beschluß
zu diesem Streik wurde in einer Versammlung von 30 Obleuten
gefaßt, an der Ledebour und Richard Müller teilnahmen.
Dieser Streik, der als Protest der Arbeiter gegen den Liebknecht-
prozeß einen offensichtlich politischen Charakter trug, zeigt deutlich,
welcher elementare Fehler von der Regierung dadurch gemacht wurde,
daß sie den Prozeß zu einem politischen Schauspiel werden ließ,
anstatt entsprechend dem Gebot der Stunde so zu handeln, wie es die
Staatsnotwendigkeit verlangte. Der Fehler von 1916 wurde 1917
wiederholt, wo man die nationale Immunität des Volkes
der parlamentarischen Immunität einiger Abgeordneter
unterordnete.
Einen nicht unwesentlichen Anteil bei allen diesen Demon-
strationen hatte die revolutionäre Jugend. In Hamburg
kam es am 25. August 1916, nachdem es in der Parteiorganisation
der Jugend bereits am 9. August zum offenen Bruch gekommen
war, zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei, die nachher
1 „Deutsche Zeitung“ Nr. 372 vom 23. August 1924.