Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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Unser Hauptkampf war gegen die Militarisierung der 
Jugend und dem aus diesem Gedanken entsprungenen Reichs- 
jugendwehrgesetz gerichtet. Wir beabsichtigten die Herausgabe 
einer Broschüre gegen das Reichsjugendwehrgesetz und schickten un- 
seren Mitarbeiter Jakob Feldner auf eine Reise durch Deutschland, 
um die Stellungnahme der Jugend zu dem Gesetz zu erfahren und 
um Mitarbeiter für die Broschüre, so auch Professor F. W. Foerster 
zu gewinnen. Das Geld zu dieser Reise hatte Feldner vom Grafen 
Arco erhalten. 
Feldner ging später nach der Schweiz. Das Oberkommando 
in den Marken hatte seine Ausreise verboten, aber durch Beziehungen 
zum Auswärtigen Amt und gestützt auf ärztliche Atteste gelang 
ihm dennoch die Au:sreise, und er war von diesem Zeitpunkt ab einer 
unserer wichtigsten Nachrichtenleute im Ausland. Er fand Anschluß 
an den Kreis um Romain Rolland und Henri Guilbeaurx, an Pro- 
fessor Forel und Professor Foerster, an den Prinzen Hohenlohe- 
Schillingsfürst und an die Mitarbeiter der „Freien Zeitung“. Wir 
erhielten von ihm alle bedeutungsvollen Nachrichten und auch ver- 
schiedene Broschüren und Zeitschriften, deren Versand nach Deutsch- 
land verboten war. Interessant ist das uns von ihm zugesandte Heft 10 
der französischen Zeitschrift „Demain“, in dem sich ein Artikel 
der Korrespondentin des „Vorwärts“ Ida Csell über die 
militärische Jugendpflege in Deutschland befindet, der charakteristisch 
ist für die zweideutige Haltung der Sozialdemokratie. 
Wir unsererseits versuchten wiederum Feldner alles interessante 
Material aus Deutschland zukommen zu lassen, was nicht ganz ein- 
fach war, weil das meiste von der Zensurbehörde angehalten wurde. 
Verzweifelt darüber schrieb uns Feldner am 9. Dezember 1916 aus 
Genf (Faksimile 11): 
Wir haben damals dem Wunsch Feldners entsprochen und tat- 
sächlich ist wiederholt von uns Material über das Auswärtige Amt 
an ihn abgegangen. Wir konnten sogar auf diesem Wege seinem 
Wunsch entsprechen und ihm von den „Schriften zur Jugendbewe- 
gung“, die wir herausgaben, eine ganze Ladung als Lektüre für die 
Austauschgefangenenlager in der Schweiz senden. 
Inzwischen ging die Arbeit der Verständigung zwischen bürgerlicher 
und proletarischer Jugend in Deutschland nur langsam vorwärts.
	        
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