Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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in der ganzen Bewegung nichts anderes sah, als einen passenden Vor- 
wand, ihre Neugierde zu befriedigen. Begnügte man sich im vorigen 
Jahrhundert damit, den Strickstrumpf zum Vorwand geselliger 
Zusammenkünfte zu nehmen, so mußte im zwanzigsten Jahr- 
hundert die Menschheit herhalten, um das Unterhaltungsbedürfnis 
zu befriedigen. 
Do ich diese meine Ansicht schon damals zum Ausdbruck brachte, 
worüber es in der Jugend im „Monistenbund“ zu einer förmlichen 
Palastrevolution kam, so kann man nicht sagen, daß ich heute diese 
Fesistellung aus Gehässigkeit mache. Im übrigen habe ich in der 
Person Adolf Hoffmanns einen unbescholtenen Zeugen für die Richtig- 
keit meiner Behauptung, denn er war es, der in der Berliner Orts- 
gruppe des „Deutschen Monistenbundes“ nach einer sehr lebhaften 
Diskussion, in der sich verschiedene Mitglieder darüber beschwerten, 
daß er die ganze Gemötlichkeit der Zusammenkünfte störe, wütend 
feststellte, man solle sich erst einmal darüber klar werden, was man 
wolle, dann würde er gern wiederkommen. 
Die Erkenntnis von der völligen Unfruchtbarkeit des kulturellen 
Vereinslebens veranlaßte mich, mich völlig zurückzuziehen. Von den 
Quidde, Gerlach und Bernstein hatte die Jugend nichts zu erwarten. 
Ich rückte von dem offiziellen Pazifismus entschieden ab und erließ 
Anfang 1917 an die Mitglieder der „C.A. S.“ ein Rundschreiben, in 
dem es hieß: 
„Wir koalierten uns mit den Organisationen des reglemen- 
tierten Pazifismus und Internationalismus und verrieten 
damit die Jugend an das Geschlecht, dessen Verbrauchtheit 
und Entwertung das Interregnum der letzten drei Jahre be- 
wiesen 
Unter dem Einfluß russischer Lektüre vollzog sich bei mir in den 
nächsten Wochen ein noch radikalerer Umschwung, in dem ich immer 
mehr von dem Prinzip der Massenorganisation abkam und die Er- 
ziehung des einzelnen Menschen in den Mittelpunkt unserer Arbeit 
stellte. Am deutlichsten zeichnet sich dieser Umschwung in dem von 
mir verfaßten Manifest „Es handelt sich um die Zukunft“ wieder, 
das an alle unsere Mitglieder versandt wurde und eine lebhafte Dis- 
kussion auslöste. Es heißt darin:
	        
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