Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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„Die Politik von Gestern und Heute mußte sich in Ermang- 
lung einer lebendigen Idee im Existenz- und Interessenkampf 
erschöpfen und verbrauchen. Ob nun dieses Interesse egoistisch 
oder kapitalistisch, sozialistisch, nationalistisch oder international 
war, ist völlig belanglos. Das Entscheidende ist der gemein- 
same Mangel einer lebendigen Jdee 
. Die Garantien, deren wir bedürfen, sind ganz anderer 
Art. Sie verkörpern sich nicht in der hoffnungslosen Kulti- 
vierung alter politischer Formen und Systeme, auch nicht in 
ihrer Modernisierung, wie sie sich in der Forderung zwischen- 
staatlicher Organisationen, interparlamentarischer Konferenzen 
und Schiedsgerichte ausdrückt. Die Garantien der Zukunft 
können durch keine politische Technik geschaffen werden, sondern 
sie wurzeln in der Erziehung des neuen Geschlechtes, zu einer 
schöpferischen politischen Auffassung, zu dem neuen Bewußt- 
sein vom Leben.“ 
Dieses Manifest, das innerhalb unserer Anhänger zu den heftig- 
sten Auseinandersetzungen führte, war das letzte der „C.A.S.“, denn 
wenige Wochen später wurde ich zwangsweise zum Militär ein- 
gezogen. 
Ee ist bis jetzt bei der Beurteilung der revolutionären Entwicklung 
in Deutschland fast überall der Fehler gemacht worden, den revolu- 
tionären Wert der intellektuellen Kreise zu unterschätzen. Dies ist um 
so verhängnisvoller, als der intellektuelle Zersetzungsprozeß 
im Bürgertum in seiner Endwirkung fast noch verderblichere Folgen 
gezeitigt hat, als die revolutionäre Propaganda innerhalb der Arbeiter- 
schaft. Während in der Arbeiterschaft die revolutionären Theorien bei 
der übergroßen Mehrzahl aus sozialen Forderungen herrührten 
und auf eine gesellschaftliche Umschichtung abzielten, findet man in 
den revolutionären intellektuellen Kreisen jenes zersetzende gei- 
stige Gift, welches das Volk bis in die tiefsten Wurzeln 
seines nationalen Bewußtseins zerfressen hat. 
Was Flugblätter und Handzettel unter den Arbeitermassen be- 
wirkten, das wurde von intellektueller Seite in Form aufreizender, 
tendenziöser Publikationen wettgemacht. Man lese die Artikel Pro- 
fessor Foersters in der „Friedenswarte"“, Rudolf Goldscheids 
„Deutschlands größte Gefahr“. Die „Weißen Blätter“ von Ren
	        
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