Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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an die Front lag. Auch das oppositionelle Blatt der „Proletarier- 
jugend“ (Faksimile 15) wurde an die Front geschickt und in verschiedenen 
Nummern dieser Zeitschrift findet man im Inseratenteil Quittungen 
über eingegangene Beiträge für den Schriftenfonds von Anhängern im 
Felde. In welchem Maße die revolutionäre Propaganda unter den 
Truppen bereits 1917 betrieben wurde, erhellt am besten das von der 
sozialistischen Jugendbewegung Deutschlands herausgegebene Flug- 
blatt „Demonstrationsstreik“, in dem es zum Schluß heißt: 
„An euch Arbeitsbrüder im bunten Rockl ergeht der Mahn- 
ruf: Wenn sich das bis zur Verzweiflung getriebene Volk nun 
endlich einmal zur revolutionären Tat aufrafft, den Vernich- 
tungskampf wagt, unerschüttert das Banner der Revolution 
entfacht, dann kämpft mit uns. Widerhandelt den Be- 
fehlen! Schießt nicht auf Vater und Mutter! auf mutige 
Kämpfer für die Sache des internationalen Proletariats, die 
auch die eure ist! Werdet selbst Soldaten der Revo- 
lution!" 
Mein Protest gegen die programmatische Desertion fand im Kreise 
meiner Freunde keinen Widerspruch, zumal die Vertrauensleute, 
denen die Deserteure einfach zugeschickt wurden, manchmal nicht mehr 
wußten, wie sie dieselben unterbringen sollten. Zwei der eifrigsten 
damaligen Genossinnen in Hamburg, Louise Wegner und Hanne 
Heinemann, waren auf die Leitung in Berlin um so wütender, 
als die meisten Deserteure auch ohne Barmittel angereist kamen, und 
da das erfolgreiche Ende der Flucht nicht zuletzt eine Frage des Geldes 
war, erschien ihre Lage von vornherein hoffnungslos. Die Gerechtig- 
keit verlangt es, festzustellen, daß die Hilfsbereitschaft und die Opfer- 
freudigkeit der revolutionären Jugend keine Grenzen kannte, aber 
die Verhältnisse waren mitunter doch stärker als Menschenwille, und 
darum scheiterte die große Mehrzahl der mittellosen Deserteure, von 
denen einzelne, wie mir bekannt ist, sich in ihrer Verzweiflung dann 
mit Waffengewalt den Übergang über die Grenze erzwangen. 
Meine Flucht führte mich in Begleitung von Hanne Heinemann 
bis zur dänischen Grenze. Eine nächtliche Fußwanderung von Flens- 
burg zur Grenze mißlang. Mit falschen Papieren kamen wir dagegen 
bis in die Grenzzone nach Hadersleben und von dort bis Jels-Trolkjer, 
das unmittelbar an der Grenze lag. Aus niemals ganz aufgeklärten
	        
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