Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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abgeordneten Haase. Wie einwandfrei feststeht, schickte Minster hier- 
auf durch Geheimkurier einen Brief an Haase, der sich desselben Weges 
bediente, um ihm die erwünschte Antwort zukommen zu lassen. Da 
die Antwort Haases für mich günstig lautete, zögerte Minster nicht 
mehr, mich nun sofort an den englischen Spionagechef Tinsley in 
Kotterdam zu empfehlen. Mithin ist also der Kreis von Haase über 
Minster bis zum englischen Spionagechef geschlossen. 
Berücksichtigt man außerdem, daß Erzberger im Besitz eines 
Jensurstempels war, vermittels dessen er die Post verschiedener inter- 
national eingesiellter Persönlichkeiten ungehindert ins Ausland 
schicken konnte, wo sie, wie beispielsweise bei den Friedensverhand- 
lungen, verheerende Folgen nach sich zog, so sieht man, welche un- 
geheuren Ausmaße der revolutionäre Vergiftungsprozeß angenommen 
hatte. 
Die eigentliche Organisation der Deserteure in Holland, die, ab- 
gesehen von Minster, sich aus höchst bedeutungslosen Köpfen zu- 
sammensetzte, war an und für sich recht belanglos. Das Blatt 
„Der Kampf“ (Faksimile 16), das dauernd mit Geldschwierigkeiten 
zu kämpfen hatte, wurde in einigen Exemplaren wohl nach Deutsch- 
land geschmuggelt. Es hat aber in Wirklichkeit eine ebenso neben- 
sächliche Rolle gespielt wie das von Hugo Delmes herausgegebene 
Witzblatt „Michel im Sumpf“, das fast unter Ausschluß der Offent- 
lichkeit erschien. 
Die einzig tatsächliche Gefahr dieser Organisation bestand in ihren 
geheimen Nachrichtenverbindungen nach Deutschland, die teilweise 
über Düsseldorf, teilweise über Köln liefen. Die über diese Wege 
nach Holland gelangenden Nachrichten kamen siets der Entente- 
spionage zugute, wie denn jeder Deserteur ganz systematisch an das 
englische Spionagebureau verwiesen wurde, um dort seine Mitteilun- 
gen gegen einige Gulden an den richtigen Mann zu bringen. 
In Deutschland selbst trat die Jugend immer mehr in die erste 
Reihe der Revolutionäre, und wenn heute die Sozialdemokratie ver- 
sucht, ihren Anteil an der Vorbereitung der Revolution zu leugnen, 
so muß man darauf hinweisen, daß es gerade die Jugend war, 
die aus ihren Parteiorganisationen hervorgegangen ist, welche die 
Initiative zur revolutionären Tat bei jeder Gelegenheit ergriff. So 
plante die internationale Jugend für den Herbst 1916 eine neue Reichs-
	        
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