— 74 —
konferenz, zu der Leitsätze ! an die verschiedenen Vertrauensleute ver-
sandt wurden.
Bezeichnend für die erfolgreiche Entwicklung der revolutionären
Bewegung ist die Tatsache, daß der am 20. September 1916 heraus-
gegebene Spartakusbrief in gedruckter Form erschien, da die
hektographische Herstellung den Anforderungen nicht mehr gerecht
werden konnte. Dies ist um so kennzeichnender, als der ursprüngliche
Verfasser der Spartakusbriefe, Liebknecht, seit langem verhaftet war,
und Franz Mehring, der danach die Redaktion der Briefe über-
nommen hatte, am 15. August 1916 in Schutzhaft genommen wurde.
An seine Stelle trat Leo Jogiches.
Auf der Reichskonferenzder Sozialdemokratischen Partei
vom 21. bis 23. September 1916 trat der Gegensatz zwischen Mehrheit
und Minderheit erneut in die Erscheinung. Die „Dortmunder Ar-
beiterzeitung“ vom 22. Juli 1916 hatte die Vorbereitung der Wahlen
für die Parteitagsdelegierten damit begründet, daß es notwendig sei:
1 Die Leitsätze lauteten:
. Die proletarische Jugendbewegung ist eine naturnotwendige Bewegung,
die sich aus den fortgesetzt steigernden sozialen und wirtschaftlichen Gegensätzen
herausbildete.
2. Als solche hat sie nicht nur Jugendpflege zu treiben, sondern ihr Haupt-
werk muß die Erziehung zum Klassenkampf sein.
3. Damit reiht sich die proletarische Jugend als Glied in die sozialistische
Arbeiterbewegung ein und nimmt in dem Streben derselben — Beseitigung der
kapitalistischen Gesellschaftsordnung und Herbeiführung des Sozialismus —
innigen Anteil.
4. Die proletarische Jugend kann diese Aufgabe nur dann lösen, wenn sie
den Klassenkampf in jeder historischen Situation ununterbrochen führt und sich
bestimmt als politische Bewegung erklärt.
5. Indem sich die proletarische Jugendbewegung die Bekämpfung der kapi-
talistischen Gesellschaftsordnung und ihrer Machthaber mit allen ihr zu Gebote
stehenden Mitteln zur Aufgabe macht, löst sie sich gleichzeitig von allen nationalen
Fragen grundsätzlich los — dazu gehört vor allen Dingen die Verneinung der
Vaterlandsverteidigung — an dessen Stelle die unbedingte internationale Ver-
brüderung der Arbeiterklasse zu setzen ist.
6. Die proletarische Jugendbewegung hat in ihrem Emanzipationskampf
gegen alle Behinderungsversuche anzukämpfen, insbesondere auch gegen die alte
Jugendbewegung, Arbeiterjugend, die ja eine direkte Ausschaltung der Jugend
von allen politischen Aktionen verlangt.