Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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„Vertreter zu wählen, welche treu zu den Grundsätzen der 
alten, revolutionären Sozialdemokratie stehen und entschlossen 
sind, gegen die burgfriedliche, nationalistische Mehrheit der 
Fraktion und gegen den Parteivorstand der Gewalttätigkeiten 
und Parteizerstörung rücksichtslosen Kampf aufzunehmen.“ 
Auf dieser Tagung kam nicht nur der Gegensatz zwischen der 
Opposition und den Mehrheitssozialdemokraten zum Ausdruck, son- 
dern auch der Gegensatz zwischen der Opposition und den linksradi- 
kalen Kreisen. Kennzeichnend hierfür sind die Ausführungen des 
Abgeordneten Haase, der verlangte: „die gegebene Situation zur 
Erweiterung der politischen Rechte auszunutzen, wie das aufstrebende 
Klassen stets als ihr Recht angesehen hätten.“ Diese für die Kom- 
promißpolitik der Opposition typische Außerung Haases charakteri- 
siert deutlich den Gegensatz zwischen ihm und den Führern der links- 
radikalen, revolutionären Bewegung. 
Das Attentat Friedrich Adlers auf den Grafen Stürgkh am 
21. Oktober 1916 fand in der revolutionären Bewegung einen starken 
Widerhall, und die in einer Broschüre zusammengefaßten Ausfüh- 
rungen Adlers vor Gericht fanden reißenden Absatz. Am 29. Ok- 
tober 1916 tagte die sozialdemokratische Verbandsgeneralversammlung 
für Groß-Berlin, auf der die Opposition eine Resolution gegen die 
Fraktionsmehrheit durchzusetzen wußte, wie es ihr auch in der Ge- 
neralversammlung der Berliner Metallarbeiter am 26. November 
1916 gelang, die Arbeiter zu einer scharfen Ablehnung des Hilfs- 
dienstgesetzes zu bewegen. 
Gegen das Ende des Jahres 1916 fand die aus pazifistischen 
Kreisen stammende Lichnowsky-Broschüre, um deren Verbreitung 
sich Hauptmann v. Beerfelde und der Bruder Hardens, Witting, 
bemüht hatten, starken Absatz. Diese Broschüre und der ebenfalls 
verbreitete Mühlon-Brief waren von verheerender Wirkung. Sie 
wurden nicht nur im Inland verbreitet, sondern auch von der Entente 
in ausgiebigster Weise verwertet. 
Am 2./3. Dezember 1916 erfolgte in Frankfurt am Main die 
Konstituierung der „Zentralstelle Völkerrecht“, die eine Zusammen- 
fassung der einzelnen pazifistischen Organisationen darstellte, die mehr 
oder weniger durch den Belagerungszustand in ihrer Tätigkeit behin- 
dert oder von der Behörde verboten waren. Die Führer der „Zentral=
	        
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