Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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Sie war also in Wirklichkeit die gelungene Erpressung der Kapi- 
tulation des monarchischen Prinzips. 
Während sich also im Jahre 1917 auch in der offiziellen Politik 
der Umschwung zum Linkskurs vollzieht, schreiten die revolutio- 
nären Kreise zu einer festeren agitatorischen Zusammenfassung und 
können die ersten größeren Erfolge auf ihr Konto buchen. 
Bereits am 6. Januar 1917 fand im Hause Liebknechts eine Kon- 
ferenz der Vertreter der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft und 
der Spartakusanhänger statt, auf der man sich über die Frage des 
organisatorischen Zusammengehens aussprach. Daran anschließend 
tagte am 7. Januar 1917 eine Konferenz der Vertrauensleute aller 
Richtungen der Opposition in Berlin, deren Einberufer Haase, 
Ledebour und Vogtherr waren. An ihr nahmen 157 Genossen teil, 
unter denen auch Kurt Eisner! war. Ein von Kautsky ausgearbeitetes 
Manifest beschloß die Tagung, die allein schon durch die beträchtliche 
Zahl ihrer Teilnehmer am deutlichsten den Fortschritt der revolutio- 
nären Bewegung dokumentiert. 
Die Mehrheitssozialdemokraten sahen sich durch diese Tatsache 
wie immer gezwungen, auch ihrerseits etwas zu unternehmen, und 
beriefen zum 18. Januar 1917 den Parteiausschuß ein, auf dessen 
Sitzung eingehend über den Konflikt innerhalb der Partei verhandelt 
wurde. Kennzeichnend für diese Sitzung des Parteiausschusses sind 
vor allem die Ausführungen Eberts, die, wenn sie auch für die 
Opposition absolut unannehmbare Konzessionen bedeuteten, doch für 
die schwankende und unaufrichtige Haltung der Sozialdemokratie 
ücharakteristisch sind. 
Ebert erklärte, daß die Politik vom 4. August der Sozialdemokratie 
„lediglich die Pflicht zur Landesverteidigung“ auferlegt habe, 
und daß diese ganze Politik überhaupt nur „lediglich eine Frage 
der Taktik“" gewesen sei. Hiermit bekennt Ebert für die Sozial= 
demokratie, daß sie niemals aus nationaler Uberzeugung heraus das 
Volk in seinem Kampf auf Leben und Tod unterstützt hat, sondern 
1 Es sei hier daran erinnert, daß Eisner bei Kriegsausbruch ein äußerst 
chauvinistischer Anhänger des „Völkermordens" war. Siehe „Berliner Tageblatt“ 
vom 30. November 1918. 
2 Richard Berger, „Die deutsche Sozialdemokratie im dritten Kriegsjahr“, 
S. 41.
	        
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