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Ledebour sprach über das Thema „Unsere Aufgaben“ und er-
klaͤrte:
„Inmitten der Erschütterung einer Weltkatasirophe haben wir
Unabhängigen Sozialdemokraten Deutschlands uns in treuer
Waffenbrüderschaft zusammengeschlossen zur Durchführung des
proletarischen Emanzipationskampfes unter Anwendung der
sozialdemokratischen Grundsätze und in Befolgung der Beschlüsse
der internationalen Kongresse."
In der Diskussion, die sich den verschiedenen Referaten anschloß,
fand Kautsky das offene Wort den Kampf der Opposition als das
anzusprechen was er war: der Kampf um die Macht! Nach dieser
Tagung der Opposition konnte sich keine deutsche Regierung mehr
darüber im Zweifel sein, was auf dem Spiele stand, und sie mußte
den Mut finden, in diesem Kampf um die Macht sich mit Gewalt
zu behaupten. Es war das einzige und letzte Mittel im Kampf des
deutschen Volkes um Sein oder Nichtsein. Daß es nicht angewendet
wurde, war einer der verderblichsten Fehler der Politik des alten
Systems.
Am 6. April 1917 tagte in Halle eine sozialistische Jugend-
konferenz, die äußerst radikale Leitsätze für die Jugend aufstellte
(Faksimile 20 u. 21).
Am 9. April 1917 fuhr Lenin mit seinen Anhängern von der Schweiz
durch Deutschland nach Skandinavien, um sich von dort aus nach
Rußland zu begeben. Am 12. April 1917 erließ die „U. S. P. D.“
ihren ersten großen Aufruf (Faksimile 22). Am 14. April 1917 er-
folgte in der Schweiz die Gründung der „Freien Zeitung“, um die
sich ein Kreis chauvinistischer Pazifisten sammelte, die mit Unter-
stützung ihrer Freunde in Deutschland den geistigen Kampf gegen das
deutsche Volk im Auslande führten, wofür, wie immer, die Entente
das Geld lieferte.
Am 16. April 1917 kam es in Berlin und Leipzig zu großen Hun-
gerstreiks, die gleichzeitig auch gegen das beabsichtigte Hilfsdienstgesetz
gerichtet waren. Die Führung in Berlin hatte Laukant. In Leipzig
lag die Leitung in Händen von Lipinski und Liebmann, die mit
den Streikenden zum ersienmal einen „Arbeiterrat“ bildeten, der sieben