Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Erstes Buch. 
Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. Der Islam 
erobert Asien und Afrika und bedroht das christliche Europa. 
Die Franken. 
Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von 
germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö- 
mische Bevölkerung (Romani, Provinciales) herrschen, so ist für das 
Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß 
noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen 
und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast 
unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsucht und 
Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm 
kennen, als den kriegerischen. 
Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osien her in der 
ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen 
Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die 
finnischen Stämme der Ungarn und die westtürkischen der Awaren (die 
bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen 2c. 
gedrängt werden. Die Bulgaren, wahrscheinlich ein Mischvolk aus 
Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und 
in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen 
Reiches, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber) 
zu kämpfen hat und sich wenigstens der Aufgabe gewachsen zeigt, den 
von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß 
abzuwehren. 
Im Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch 
die Vereinigung der meisten germanischen Stämme, die gleichzeitig in 
die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche 
den Kampf mit germanischen und nichtgermanischen Heiden und fanati- 
schen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Euro- 
pas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittelalter, rettet 
und schutzt. 
  
Bumüller, Mittelalter. 1
	        
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