142 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
König mußte deßwegen auch auf dem Reichstage so scharfe Worte hören,
daß er in alles willigte und den Adalbert von seinem Hofe vertreiben
ließ (1066). Doch auch dies besserte Heinrich nicht; er kehrte nach
Sachsen zurück und trieb das Unwesen fort; schon 1068 gab es ein-
zelne Aufstände in Sachsen, die aber mit Waffengewalt niedergeschlagen
wurden.
Bald darauf kam er auch mit den Thüringern in bittere Feindschaft;
Erzbischof Siegfried von Mainz verlangte von ihnen den Zehnten, und
als sie ihn rund abschlugen, wandte er sich an Heinrich, der von dem
Erzbischof einen Gegendienst verlangte; denn aus Eifer für die Kirche
hätte Heinrich die Zehntablieferung nicht befohlen, noch weniger als sein
Vater oder Großvater. Heinrich wollte nämlich seine Gemahlin Bertha
verstoßen; er konnte ihr nichts vorwerfen, sie war schön und tugendhaft,
aber dem Wüstling zuwider. Dies erklärte er auch 1069 auf dem
Reichstag von Worms; Siegfried unterstützte ihn auch dermaßen, daß
die unschuldige Frau geopfert worden wäre, aber da kam noch zu rechter
Zeit ein Legat des Papstes Nikolaus II., der hochverdiente Petrus Da-
miani, Kardinalerzbischof von Ostia, nach Deutschland, erklärte eine solche
schmähliche Scheidung des Königs für unzulässig und bedrobte die deut-
schen Bischöfe, besonders den Mainzer, mit den Kirchenstrafen, wenn sie
noch weiter die Hand böten. Das wirkte; alles stürmte nun auf Heinrich
ein und nöthigte ihn zur Aussöhnung mit Bertha;z diese benahm sich bei
ihrem Siege so edel und demüthig zugleich, daß Heinrich sie wenigstens
für einige Zeit würdig behandelte. Bald darauf erklärte ein Ritter
Egino, Otto von Nordheim habe ihn zur Ermordung des Königs ge-
dungen, und wollte dies durch gerichtlichen Zweikampf beweisen. Otto
stellte sich nicht, da ihm der König sicheres Geleit versagte, und dieser
ließ ihn nun durch ein Fürstengericht in die Acht erklären. Otto flüchtete
nach Sachsen zu seinem Freunde Magnus, dem Sohne des Herzogs
Ortulf; Heinrich überwältigte aber beide, versagte dem Magnus die
Belehnung mit dem Herzogthume und hielt ihn und Otto gefangen;
das Herzogthum Bayern verlieh er dem italienischen Welfenzweige, dem
Sohne des Azzo von Este, der dafür seine Gemahlin, die Tochter des
Otto von Nordheim, verstieß. Auch Rudolf von Schwaben wurde der
Verschwörung gegen den König beschuldigt, jedoch durch die Kaiserin
Agnes noch einmal eine scheinbare Aussöhnung bewirkt; Herzog Ber-
thold aber wurde Kärnthens beraubt, weil er sich nicht getraute an
dem königlichen Hoflager zu erscheinen. So befolgte der junge König
den Grundsatz seines Vaters, die Großen niederzuhalten, mit hand-
greiflicher Offenheit und machte sie dadurch zu seinen unversöhnlichen
Feinden.