10 Oas Christenthum unter den Germanen und Slaven.
Telas 553.
Totilas starb bald an seinen Wunden, worauf die Gothen den tapfern
Feldberrn Tejas zum König erwählten, der sich nach Unteritalien wandie,
um die dortigen Streitkräfte an sich zu ziehen. Er nahm eine treffliche
Stellung am Vesuv und hielt sich hier zwei Monate lang, bis er durch
den Verrath des Anführers seiner Flotte der Zufuhr der Lebensmittel
beraubt wurde und sich zur Schlacht gegen den vielfach überlegenen
Feind gezwungen sah. Die Gotben fochten (Dec. 553) ihres alten
Ruhmes würdig, aber am Abend des ersten Schlachttages wurde Tejas
durch einen Schuß in das Herz getödtet, als er eben seinen Schild, der
voll Pfeile stack, wechselte; auch den zweiten Tag kämpften die Seinen
verzweifelt bis zum Abend fort; am dritten Tage gewährte ihnen
Narses freien Abzug aus Jtalien.
Ungefähr 1000 schlugen sich aber nach Oberkltalien durch, um sich
mit einem fränkisch-alemannischen Heere zu vereinigen; denn die aleman-
nischen Herzoge Leutharis und Butilin, zwei Brüder, hatten, von den
Frankenkönigen aufgemuntert, nach römischen Berichten nicht weniger als
70,000 Mann über die Alpen geführt, welche sich verheerend über Italien
ergoßen. Narses hielt sich in den festen Städten, bis der italienische
Sommer, die Unmäßigkeit der Barbaren und der bei ihren Verwüstungen
unausbleibliche Mangel ihre Wirkung thaten; Leutharis erlitt bei Fanum
eine Niederlage und wurde mit dem größten Theile seines Heeres un-
weit des Gardasees von einer Seuche hinweggerafft, Butilin aber, der
von der sicilischen Meerenge mit 30,000 Mann zurückkehrte, wurde (nach
der byzantinischen Erzählung) in der Nähe von Kapua von Narses der-
gestalt geschlagen, daß nur fünf Alemannen wieder in ihre Heimath
zurückgekehrt sein sollen (553). Den Widerstand einzelner ostgothischer
Schaaren schlug Narses mit leichter Mühe nieder, die ostgothische Nation
wurde aus der Geschichte vertilgt, das durch den 20fährigen Krieg
schauerlich verwüstete Italien aber eine oströmische Provinz, die Narses
als kaiserlicher Statthalter unter dem Titel eines Erarchen regierte.
Das longobardische Reich in Italien (568—774).
König Alboin (568—573).
Narses wurde nach 14jähriger Statthalterschaft von Kaiser Justin II.,
dem Neffen und Nachfolger Justinians I., abberufen und dazu noch, wie
die byzantinische Erzählung lautet, von der Kaiserin Sophia verhöhnt,
worauf er durch eine Botschaft insgeheim die Longobarden nach Italien
einlud. Sollte an dieser Einladung auch etwas Wahres sein, so bleibt
sedenfalls gewiß, daß die Longobarden ohnedies aus eigenem Auntrieb