200 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
worden. Der Eindruck, den das Unglück des frommen Königs, dieser
beispiellose Triumph des Islam hervorbrachte, war namentlich in Frank-
reich ein heilloser; viele verzweifelten an dem Christenthum und schalten
die Geistlichen, welche zu dem Kreuzzuge aufgefordert hatten, Lügner,
Mohammed habe sich mächtiger gezeigt als Christus u. s. w. Doch
Ludwig blieb sich getreu, und jene wilden Regungen verloren sich auch
in dem Volke wieder.
Ludwig IX stirbt dor Tunis (1270).
Unterdessen büßten die Christen in Palästina durch den Sultan B-
bars 1268 Joppe und Antiochien ein, ohne daß sie mit einander einiz
werden konnten oder das Abendland zu Hilfe eilte. Nur König Lud-
wig IX ergriff noch einmal die Waffen für die Sache der Christenheit.
Diesesmal wandte er sich gegen Tunis; ein flüchtiger Prinz hatte ihm
versprochen Christ zu werden, wenn er ihm die Herrschaft über Tunis
verschaffe, dessen Eroberung nicht viel Mühe koste; mehr bewog ihn aber
wohl die Rücksicht auf seinen (ihm so ganz ungleichen) Bruder Kark in
Neapel, der den Besitz der gegenüber liegenden Küste Afrikas zur Si-
cherbeit seines Reiches für unentbehrlich hielt. Allein während der #e-
lagerung brach eine pestartige Krankheit in dem Lager aus, die auch
Ludwig wegraffte (25. August 1270); die Franzosen kehrten mit der
Leiche ihres Königs zurück ohne etwas ausgerichtet zu haben.
Ptolemats verloren (1291). Kandta, Kypern, Rhodus behyhauptet.
Seitdem zog keine christliche Streitmacht mehr in das Morgenland,
das wieder dem Islam überlassen wurde; am 18. Mai 1291 erstürmten
die Mamelucken die christliche Hauptfeste Ptolemais; vergebens hatten
die Ordensritter die Breschen mit Löwenmuth vertheidigt und Tausende
der Angreifer niedergestreckt; die Ueberzahl und die fanatische Tapferkeit
der Mamelucken überwältigte sie; bei 70,000 Menschen blieben in dem
gräßlichen Kampfe. Die Christen räumten Typrus, Sidon, Beirut und
Tortosa, da keine Hoffnung war, diese Plätze zu halten. So ging Pa-
lästina verloren, nicht ganz zwei Jahrhunderte nach Gottfried von
Bouillon. Hingegen behaupteten die Venetianer Kandia (Kreta)), das
sie 1204 dem Bonifacius von Montferrat abkauften, dem es bei der
lateinischen Eroberung des byzantinischen Reiches zugefallen warz die
Familie Lusignan Kypern, das Richard Löwenherz erobert und an die
Tempelherren verkauft hatte, die es 1192 an Guido von Lusignan über-
ließen; 1309 ließen sich die Johanniter auf Rhodus nieder, das nun
die östliche Vorwache gegen die Türken wurde.