240 Deutschland und Italien finken.
zerstreut, daß er zu keiner größeren Dauer und festeren Gestaltung ge-
langen konnte, sonst würde er auf die Verfassung Deutschlands nach-
haltiger eingewirkt haben.
Bweites Kapitel.
Rudolf von Habsburg (1273—1291).
Die Kurfürsten unterhandelten lange mit einander wegen der Kö-
nigswahl, denn die Stimme der Nation forderte ein Oberhaupt, die
Herren konnten sich aber nicht vereinigen; da erklärten ihnen die Städte,
daß sie einen König wollten, aber nur einen einhellig gewählten aner-
kennen würden. Die Wahl fil endlich auf den Grafen Rudolf von
Habsburg, der den Kurfürsten versprechen mußte, ihnen ihre Auslagen
bei der Wahl und Krönung zu bezahlen; er war aber so schlecht bei
Geld, daß er Bürgen stellte, welche die Herren annahmen. Dieser Graf
schien den Fürsten zu einem Könige ganz passend; er war nicht reich,
und das königliche Einkommen, das Friedrich I. zuletzt noch ganz bezo-
gen hatte, war größtentheils an die Landesherren geschenkt oder von
diesen an sich gerissen worden und betrug nach unserem Gelde keine
halbe Million Thaler mehr. Er besaß auch keine furchtbare Hausmacht,
denn er war ein Graf, dessen Besitzungen zerstreut in den heutigen Kan-
tonen Aargau, wo auch das Schloß Habsburg steht, Luzern, Zürich und
Thurgau, im Elsaße und im Schwarzwalde lagen. Sein Vater war
ein treuer Anhänger der Hohenstaufen, während die andere Linie, Habs-
burg-Laufenburg, zu der Gegenpartei trat; Rudolf selbst blieb der Fahne
treu, bis die Hohenstaufen untergingen. Während des Interregnums
schlug er sich wacker herum mit geistlichen und weltlichen Herren, z. B.
dem Bischof von Basel, dem von Straßburg, dem Abte von St. Gallen,
dem Freiherrn von Regensberg, und belagerte eben Basel, als man ihm
die Botschaft von seiner Erwählung brachte. Da verföhnte er sich mit
den Baslern und fuhr nach Aachen zur Krönung. Als König (er machte
keinen Römerzug) war er besonders darauf bedacht, die Ruhe des Rei-
ches wieder herzustellen, welche diesem so noth that; er zerstörte einige
hundert Burgen, aus welchen Räuberei getrieben wurde, und verkündete
den Landfrieden, um was sich die Mächtigen so lange nicht viel beküm-
merten, als der König noch einen Gegner hatte, der ihn im Schach zu
halten schien.
Ottokar ll. von Böhmen.
Dieser war Ottokar II. Przemysl von Böhmen; als Sohn Königs
Wenzel I. war er Herr von Böhmen und Mähren, und durch die Hei-