242 Deutschland und Italien sinken.
wir sind die letzten.“ Doch Rudolf antwortete getrosten Muthes: „Gott
hat mich nicht so hoch erhoben, daß er mich im gerechten Kriege unter-
liegen lasse.“ Er ordnete sein Heer zur Schlacht; 15,000 ungarische
Reiter hatte ihm der König von Ungarn zu Hilfe geschickt, mit diesen
wollte Rudolf den Gegner überflügeln. Als das Heer aufgestellt war,
stimmte der Bischof von Basel (ein Franziskaner, ehemals Rudolfs
Sekretär, ein eben so kluger als ehrenfester Mann) das Schlachtlied
an: „Mutter Gottes, steh' uns bei und laß uns nicht verderben!“
(leider gibt uns der Chronist nicht das ganze Lied); ein Herr von
Rhynach erhob das Kriegsgeschrei, daß es über beide Heere scholl; den
ersten Streich aber führte ein Basler Bürger, Schorlin, der sein stätiges
Roß so spornte, daß es den Reiter im wüthenden Laufe mitten unter
die Feinde trug. Die ungarischen Reiter wurden kräftig zurückgeworfen,
doch Rudolfs alemannische Fußgänger schlugen und stachen mit ihren
zweihändigen Schwertern und Hellebarden mehrere Stunden wacker in
die dichten Haufen der Böhmen, Mähren und Polen; denn für Rudolf
war das Fußvolk die Hauptmacht, nicht die Reiterei, und schon dadurch
bewies er seine Ueberlegenheit als Feldherr, da nach der damaligen
Meinung die Reiterei der Kern der Heere war. Er selbst wurde im
Reitergefechte, das er mit Mühe aufrecht erhielt, durch einen thüringi-
schen Ritter vom Perde geworfen; als viele herbeieilten ihm zu helfen,
rief er: „fort an den Feind, ich werde schon selbst in den Sattel
kommen!“ Endlich wurden die Feinde auseinander gesprengt und Ru-
dolf behauptete das leichenbesäte Schlachtfeld. Unter den Verwundeten
lag Ottokar, der wie ein Löwe gefochten und viele Ritter, die sich an
ihn wagten, mit eigener Hand erschlagen hatte; einige von seinen böh-
mischen Feinden tödteten ihn vollends und mißhandelten seine Leiche.
Das geschah bei Stillfried auf dem Marchfeld am 26. August 1278;
unweit derselben Walstatt hat im Jahre 1809 ein habsburger Held die
stolzen Schaaren Napoleons I. glorreich bekämpft.
Oesterreich, Stepermark, Kärnthen und Krain beim Hause Habsburg.
Den Söhnen Ottokars blieb Böhmen und Mähren; Rudolf nahm
Oesterreich, Steyermark, Kärnthen und Krain und verlieh sie mit Zu-
stimmung der Fürsten seinen Söhnen als Herzogthümer. So kam
Oesterreich an das Haus Habsburg; hätte Ottokar gesiegt, so wäm
damals im Osten ein großes Slavenreich entstanden, und das durch
innere und auswärtige Feinde halb ruinierte Deutschland, das am
Rbeine alles verlor, wäre aus der Reihe der großen Nationen ver-
schwunden; aber das habsburgische Oesterreich stand als mächtiger
Strebepfeiler und verband nicht nur Ungarn mit Deutschland, son-
dern gebot Einhalt auch der französischen Macht im Westen und im