Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

262 Deutschland und Italien sinken. 
könig Johann, der sich von einem Ritter in die Feinde leiten ließ. 
Eduard III. eroberte 1347 Kalais, das Thor Frankreichs, und machte 
es zu einer englischen Kolonie, indem er die französische Bevölkerung 
größtentheils vertrieb und eine englische ansiedelte. Der Schottenkönig 
David Bruce, der in England eingefallen war, wurde bei Nevilskroß 
(1347) gefangen, Derby eroberte Poitiers, und unter solchen Umständen 
machten die Franzosen Waffenstillstand auf ein Jahr, der wiederholt ver- 
längert bis 1355 dauerte. (Solche Waffenftillstände nannten unsere Bor- 
fahren Anstandsfrieden.) 
Montpellier und die Dauphins fallen an den französischen König 
(1349). 
Philipp VI. starb 1350; trotz des unglücklichen Krieges mit Eng- 
land war es ihm gelungen, für die französische Krone höchst wichtige 
Erwerbungen zu machen. Er lieh dem König von Majorka, Jakob II, 
einem aragonischen Prinzen, eine große Summe zu dessen Krieg mit 
Peter IV. von Aragonien, und zog dafür Montpellier und die dazu 
gehörigen Herrschaften ein, als Jakob 1249 gefangen und hingerichtet 
wurde. Den letzten verschwenderischen Fürsten der Dauphinêé (Viennois) 
Humbert bewog er durch fortgesetzte Anlehen, den ältesten Sohn des Ks- 
nigs zum Erben einzusetzen (1349); seitdem führte der französische Kron- 
prinz den Titel Dauphin zu Ehren eines Landes, das von Kaiser Kon- 
rad I. bis Friedrich II. die Oberherrlichkeit des Kaisers anerkannt hatte. 
Schlacht bei Maupertuis (1356). 
Philipps VI. Sohn Johann der Gute (1350—1364) bemähte sich 
aufrichtig unter der Vermittlung des Papstes Innocenz VI. einen dauer- 
baften Frieden mit England herzustellen; als aber Eduard II. von ihm 
die Aufhebung des Lehensverbandes für seine Herrschaften in Frankreich 
und den souveränen Besitz derselben verlangte, konnte Johann dies nicht 
zugeben, worauf der Krieg aufs neue entbrannte. 
Die Franzosen hatten abermals entschiedenes Unglück; von Kalais 
aus verwüstete Eduard III., von Bordeaux aus sein gleichnamiger Sohn, 
der schwarze Prinz, von seiner Rüstung so genannt, das französische 
Gebiet. Den 19. September 1356 wurde König Johann, obwohl er 
den Engländern wenigstens um das Dreifache überlegen war, bei Mau- 
pertuis unweit Poitiers von dem schwarzen Prinzen geschlagen und ge- 
fangen. Der Schrecken vor den englischen Bogenschützen errang auch diesen 
Sieg; so viel Pfeile ein solcher Schütze in seinem Gürtel trug, so viel 
Franzosen seien sein Opfer, hieß es damals. Der französische König 
wurde nach England abgeführt; Eduard III. verlangte außer der Auf- 
hebung des Lehensverbandes drei Millionen Goldstücke als Lösegeld;
	        
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