Johannes XXIII. und Herzog Friedrich von Oesterreich. 287
und sittlichem Wandel durch seinen starrsinnigen Ungehorsam ein solches
Schicksal erleiden mußte, aber außer seinen Anhängern gestand jedermann,
daß nicht anders gegen ihn verfahren werden konnte. Das Koncil mußte
seine Sätze verurtheilen, weil sie häretisch waren, und mußte eben da-
rum seine Person dem weltlichen Arme überliefern; vergeblich hatte ihm
das Koncil die mildeste Form des Widerrufs vor seiner Verurtheilung
vorgelegt, vergeblich ermahnten ihn Sigismund und seine böhmischen
Freunde zur Nachgibigkeit, er blieb hartnäckig. Nun mußte der Kaiser
das Urtheil nach dem Gesetze vollziehen lassen; er brach damit seinen
Geleitsbrief nicht, denn dieser sicherte Huß nur Sicherheit auf der Reise
zu, und konnte ihn in keinem Falle dem Urtheile des Koncils und dem
Gange der Gesetze entziehen.
Hieronpmus von Prag.
Gleiches Schicksal erlitt am 30. Mai 1416 Hieronpmus von Prag,
Hussens Freund, welcher in seinem Widerspruche gegen die Kirche noch
weiter gegangen war und die Strafe durch trotzigen Uebermuth heraus-
gefordert hatte; denn er hatte widerrufen und den Widerruf zurück-
genommen, war in die Nähe von Konstanz gekommen und hatte das
Gericht des Koncils verlangt, war wieder entflohen und als Gefangener
nach Konstanz geliefert worden.
Johannes XXlIII. und Herzog Friedrich von Oecsterreich.
Die Schweizer erobern den Aargau (1415).
Johannes XXIII. war nur widerstrebend nach Konstanz gegangen,
Gregor XII. beschickte das Koncil durch einen Kardinallegaten und
dankte alsdann ab, als er auf diese Weise gewissermaßen anerkannter
Papst war, Benedikt XIII. wurde abgesetzt, als er sich durchaus zum
ebrenhaften Rückzuge nicht verstehen wollte, und Johannes XXIII. er-
klärte sich wenigstens auf das Andringen des Koncils und des Kaisers
zur Abdankung bereit, obwohl er als Papst war anerkannt worden. Er
schmeichelte sich wohl, man werde ihm um so eher wieder huldigen; als
er aber die Stimmung der Versammlung und des Kaisers (der unauf-
hörlich von ihm Geld entlehnen wollte)) gegen sich sah, versuchte er es
durch andere Mittel den päpstlichen Thron zu behaupten. Er verband
sich mit Herzog Friedrich von Oesterreich, der den Kaiser haßte, welcher
seinerseits eifrig bemüht war dem Herzoge Feinde zu erwecken. Johan-
nes XXIII. hatte viel Gold, Friedrich viele streitbare Männer; die
Großen des Reiches fürchtete Friedrich nicht und mit den Schweizern
hatte er den Frieden auf 50 Jahre verlängert. Abgeredeter Weise ent-
floh der Papst als Reitknecht verkleidet aus der Stadt: auch der Herzog
ritt fort, als ihm das Gelingen der Flucht des Papstes gemeldet wurde,