Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Belagerung und Eroberung von Konstantlnopel. Mohammed II. 309 
schoß zehn Centner) ersetzten, was dem Feuer an Schnelligkeit abging. 
Ueberdies bemächtigte er sich des Hafens, den die Griechen durch unge- 
beure Ketten geschlossen hatten, indem er bei Nacht über 200 Schiffe 
auf Walzen um Galata herum in den Hafen schaffte und Konstantino- 
pel auch von dieser Seite bestürmte. Nach 50tägiger Belagerung stürzte 
ein Theil der Mauer ein, zum Unglücke in den Graben und füllte 
ihn aus. 
Am 53sten Tage der Belagerung, am 29. Mai 1453, ordnete der 
Sultan einen allgemeinen Sturm an; er überließ seinen Soldaten alles 
in der Stadt und behielt sich nur die Gebäude vor. Die türkischen 
Massen stürzten sich auf die Bresche und verschiedene Thore; kein Wurf 
und kein Schuß von Seite der Griechen konnte fehlen, allein der Feinde 
waren zu viel, und der Sultan ließ die Weichenden durch Peitschenhiebe 
und Keulenschläge zum Sturme zurücktreiben. Nach mehrstündigem Kampfe 
ermatteten die Griechen, und der verwundete Genuese Giustiniani, der 
den Feind mehrmals zurückgetrieben hatte, sloh verzweifelnd nach Galata. 
Jetzt erst führte der Sultan seine Janitscharen zum Angriffe; sie dran- 
gen an mehreren Stellen zugleich über die Mauer, ihre Säbel hieben 
Bahn; Konstantin fiel im Kampfe, und in die Stadt hinein scholl nun 
der Ruf der Türken: Stambul ist unser! Diese drangen mordend in 
die Stadt, denn sie glaubten, es mit viel mehr Bewaffneten zu thun zu 
haben, und erwarteten in der Stadt selbst einen verzweifelten Wider- 
stand. Erst als sie ihres Irrthums gewahr wurden, bielten sie mit dem 
Morden inne und machten so viele Gefangene als jeder konnte; etwa 
400,000 Menschen mögen damals den Türken in die Hände gefallen 
sein. Die Sophienkirche, Kaiser Justinians Denkmal, wurde zur Mo- 
schee; die Glocken der christlichen Kirchen lieferten das Material zu tür- 
kischen Kanonen. Doch kaufte der Sultan viele Gefangene seinen Sol- 
daten ab und siedelte sie in Konstantinopel an, denn er brauchte Künst- 
ler und Handwerker, nicht bloß Krieger und Räuber, wie seine Türken 
waren; darum gestattete er auch den Griechen unter Beschränkungen die 
Ausübung ihres Kultus, setzte ihnen einen Patriarchen und gab ihnen 
bürgerliche Rechte. Mohammed baute auch zwei feste Schlösser, eines 
auf jedes Ufer des Hellesponts (die alten Dardanellen)), um feindlichen 
Flotten den Weg nach Konstantinopel zu sperren. 
Vertheldigung Belgrads (1456). 
Er rüstete sich zu Wasser und Land gegen die Christenheit und be- 
drohte zunächst Ungarn, wo ihm aber Johannes Hunyades erfolgreichen 
Widerstand leistete. Belgrad war damals Ungarns Vormauer; dieses 
stürmte Mohammed am 21. Juli 1456 mit rasender Anstrengung, in- 
dem er unaufhörlich frische Mannschaft zum Angriffe führte. Die un-
	        
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