42 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven.
durch eine kirchliche Frage zur Waffe eines politischen Zweckes wurde.
Später bricht im byzantinischen Reiche die Bilderstürmerei los, welche
das Reich in Verwirrung setzt und die Kirche mit Aergerniß erfüllt.
Doch bleibt Konstantinopel noch immer die Stadt der Bildung,
der Künste und Wissenschaften, freilich nur im matten Widerscheine der
alten Genialität. In den Künsten erhält sich wenigstens das technische
Wissen, die Baukunst gewinnt sogar eine eigenthümliche Ausbildung,
und so kann das Abendland durch Konstantinopels Vermittlung einen
Theil des Schatzes erben, welchen die alten Kulturvölker hinterlassen
haben. Durch seine Lage ist Konstantinopel Welthandelsstadt, was dem
Reiche sehr zu gute kommt, indem die aus den verschiedensten Barbaren
angeworbenen Heere, durch welche das Reich andere Barbaren von der
Gränze abzuhalten sucht, hauptsächlich aus vieser Geldquelle bezahlt
werden.
Justinian I. (527—565).
Der bedeutendste Kaiser, der sechste nach Arkadius, war Justinian I.
(527—565), den wir bereits als den Bezwinger der Vandalen und Ost-
gothen kennen. Er schaffte aber auch im Innern Frieden; er beschützte
die katholische Lehre gegen die Häretiker und sprengte die letzten heidni-
schen Schulen. Einen Aufstand der Grünen dämpfte Belisar durch eine
furchtbare Metzelei unter denselben und schloß den Hippodrom. Keiser
Justinian ließ durch Tribonian und andere ausgezeichnete Rechtsgelehrte
das berühmte Gesetzbuch des Corpus juris sammeln, das auf die Ent-
wicklung der deutschen Zustände von so großem Einflusse werden sollte.
Er baute die Sophienkirche, das wundervolle Werk byzantinischer Bau-
kunst, das er mit einer unerhörten Pracht ausschmückte; nach Vollendung
des Baues rief er aus: „Salomo, ich habe dich übertroffen !“ Dieser
Bau jedoch und viele andere minder bedeutende, die Anlage von Gränz-
festungen, der Krieg gegen die Vandalen und Gothen, die mühsam zurück-
gewiesenen Angriffe der Perser vermehrten den Steuerdruck, der ohnehin
auf dem Reiche lastete, bis zur Unerträglichkeit.
Heraklius (610—641).
Schon unter seinen nächsten Nachfolgern verblich der Schimmer,
den Justinian um den byzantinischen Thron verbreitet hatte. Die Sekten-
wuth erwacht aufs neue und zerrüttet das Volk, die Perser greifen nach
abwechselndem Erfolge zuletzt mit entschiedenem Glücke an, die Bulgaren
setzen sich in drohender Nähe fest, die Awaren zwingen den Kaiser zum
Tribute und slavische Stämme verbeeren die Halbinsel des Hämus bis
zu der Südspitze des Peloponneses. Diese Slaven nehmen ihre Wohn-
sitze in den verödeten Ländern; die althellenischen Namen der Berge,