Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Das Frankenreich unter der Regierung der Hausmeier. 55 
und das meiste zum Sturze Brunehildens und ihrer Partei gethan 
hatten. Als Grimoald und dessen Sohn ein gewaltsamer Tod hinweg- 
gerafft hatte, wurde Pipin der einzige Erbe seines mütterlichen Groß- 
vaters und Besitzer eines großen Landstrichs im heutigen Belgien und 
am linken Rheinufer. Als Jüngling hatte er den Mörder seines Vaters 
mit eigener Hand erschlagen und stand bald an der Spitze der Austrasier 
oder der deutschen Franken, welche den romanisierten (wälschen) Neustriern 
sich weit überlegen fühlten. Pipin siegte 687 in der Schlacht bei Testri 
(zwischen Peronne und St. Quentin) über die Neustrier, eroberte Paris 
und regierte als Hausmeier Dietrichs III. das vereinigte Reich der 
Franken, die ihn als „dux et princeps Francorum“ (Herzog und 
Fürst der Franken) anerkannten. Er zwang die Aquitanier, Friesen, 
Baper und Alemannen zum Gehorsam, schlug die Sachsen und starb 714, 
nachdem er die Macht seines Hauses, das von seinem großen Urenkel 
Karl das karolingische genannt wird, gegründet hatte. 
Achtes Kapitel. 
Das Frankenreich unter der Regierung der Hausmeier. 
farl Martell (716—741) der Uetter aus allgemeinem herfall und Feindesnoth. 
Pipin hatte vor seinem Tode nicht seinen ältesten Sohn Karl, 
sondern seinen unmündigen Enkel Dietwald zum Nachfolger eingesetzt, 
für welchen Pipins letzte Gemahlin, die baperische Prinzessin Plektrudis, 
regierte, die Karln sogleich zu Köln in Haft bringen ließ. Pipins 
Tod schien die Auflösung des wiederhergestellten Frankenreichs zur Folge 
zu haben. Der neustrische Hausmeier Ragenfrid verband sich mit dem 
Friesenherzog Ratbod und besiegte Pektruden; die Schwaben und Bayern 
fielen ab, die heidnischen Sachsen überschwemmten Thüringen, der Herzog 
Eudo von Aquitanien kündete den Gehorsam auf wie der von Vasconien, 
die Araber bemächtigten sich des ganzen südlichen Frankreichs und drangen 
bis Autun in Burgund vor. Da erschien Karl, der aus seiner Haft 
befreit (wie es geschah, ist unbekannt), stellte sich an die Spitze der 
Austrasier, die ihn jubelnd aufsgenommen hatten und entfaltete seitdem 
eine beispiellose, oft fürchterliche Thatkraft. Er ließ einen sogenannten 
Merowinger (denn seine Aechtheit ist so wenig als bei dem Neustrier 
Chilperich II. zu erweisen) als Chlotar IV. zum König der Austrasier 
ausrufen, schlug die Neustrier bei Ambläve und Vincy (716, 717), 
trieb die Sachsen zurück und bestrafte ihren Einfall durch einen ver- 
heerenden Zug bis an die Weser. Dann wandte er sich abermals gegen
	        
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