Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

56 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. 
die Neustrier und die mit ihnen verbündeten Aquitanier und schlug sie 
bei Soissons (719) dergestalt auf das Haupt, daß der neustrische Haus- 
meier und König bis nach Aquitanien flohen. Karl machte mit dem 
Herzoge Eudo von Aquitanien Frieden, nahm Chilperich II. nach Au- 
strasien, und anerkannte ihn, da Chlotar II. gestorben war, als König 
äller Franken, gab ihm 720 nach dessen Tode Dietrich IV. zum Nachfolger, 
herrschte aber selbst als alleiniger Hausmeier über Neustrien, Austrasien 
und Burgund. 
Krtege gegen Sachsen, Friesen, Alemannen, Bayer, Mohammedaner. 
Schlacht bei Poitiers (732). 
Darauf bekriegte er in fast jährlich wiederkehrenden Feldzügen die 
unbeugsamen Friesen und Sachsen, die Alemannen und Baypern, und 
zwang wenigstens die Herzoge der beiden letztgenannten Stämme zur 
Heeresfolge, während er gegen Friesen und Sachsen die austrasische Gränze 
sicherte. Dadurch wurde es ihm möglich, die ganze Kraft des frän- 
kischen Reiches gegen die Araber, diese fanatischen Feinde der Christen- 
heit, zu richten. Denn Abderrabman, der Stattbalter des Chalifen von 
Kordova, führte 731 ein gewaltiges Heer über die Pyrenäen, schlug 
den aquitanischen Herzog Eudo an der Garonne und nöthigte denselben, 
sich Karln in die Arme zu werfen, welchen er sonst bitter haßte. Er 
drang bis an die Loire vor, ehe ihm Karl den Heerbann des Franken- 
reichs entgegenführen konnte. Abderrahman blieb gegen Karl mit dem 
größten Theile seines Heeres in der großen Schlacht zwischen Tours 
und Poitiers (Oktober 732); vergl. oben S. 49. Was wäre aus 
Europa geworden, wenn 732 Chlotare, Chilperiche, Childeriche und 
Dietriche das getheilte Frankenreich zerrüttet hätten? 
Die Araber griffen dennoch später, als sie Karl mit den Friesen, 
Sachsen rc. beschäftigt wußten, Aquitanien wiederholt an und ließen 
den Söhnen des 733 gestorbenen Herzogs Eudo keine Wahl mehr übrig, 
als Karln zu huldigen. Dagegen ahmten die burgundischen Großen den 
westgothischen Herren nach, welche den Tarik nach Spanien gegen König 
Rodrigo gerufen hatten; sie verbündeten sich nämlich mit den spanischen 
Arabern gegen Karl, weil dieser die Zügel der Herrschaft straff anzog, 
indem er getreuen Franken hohe Aemter in Burgund verlieh. Ihre 
Verrätherei hatte jedoch keine verderbliche Folgen; Karl schlug die 
Araber abermals (737) und entriß ihnen alle Eroberungen im süd- 
lichen Frankreich bis auf den kleinen Küstenstrich zwischen der Aude und 
den Pyrenäen. 
Unterwerfung der Friesen (737). 
Von 732 — 737 beschäftigte er sich mit der Unterwerfung der 
Friesen, die ihm endlich gelang, als er dieselben gleichzeitig von der
	        
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