Pipin König der Franken. St. Bonifacius, der Apostel Deutschlands. 59
und Burgunder, erhoben sich gegen Pipin oder drohten es zu thun,
indem sie nur der unrechtmäßigen Gewalt des Hausmeiers, nicht dem
Könige der Franken zu widerstreben vorgaben. Bevor Pipin den ent-
scheidenden Schritt that, ließ er 751 bei dem Papste Zacharias anfragen,
ob es recht sei, daß der, welcher unthätig zu Hause sitze, König beiße,
oder ob dieser Name nicht vielmehr demjenigen gebühre, welcher alle
Sorgen und Gefahren des Regenten trage? Der Papst gab die er-
wünschte Antwort, worauf Pipin die Franken zur Märzversammlung
nach Soissons beschied; hier wurde Childerich III. abgesetzt und mit ge-
schorenem Haupte (langes Haupthaar war bei den Franken eine Aus-
zeichnung der Könige) in ein Kloster geschickt, Pipin aber zum Könige
erhoben und von St. Bonifacius im Namen des Papstes gesalbt (752).
Daß die kirchliche Weihe des neuen Königs dessen Ansehen bei den
Franken und den andern Völkern des Reichs beträchtlich erhöhte, unter-
liegt keinem Zweifel; aber es wäre irrthümlich, vorauszusetzen, die
Franken würden ohne die Billigung des Papstes und des St. Bonifacius
Cbilderich III. nicht abgesetzt und Pipin nicht erhoben haben; damals
galt noch das altgermanische Recht der Nationalversammlung, sich einen
König zu wählen oder einen untauglichen abzusetzen, welches zu Soissons
keineswegs zum letztenmale ausgeübt wurde. Seit mehr als 100 Jahren
hatte Mpins Geschlecht das Frankenreich zusammengehalten, die Anarchie
überwunden, das Reich und die Christenheit durch die Besiegung der
Mohammedaner gerettet, während die Merowinger nichts thaten; konnte
es anders geschehen, als daß der gewaltige Sohn Karl Martells mit
dem Willen der Franken ihr König wurde?
St. Bonifarius, der Apostel Drutschlands.
Während Karl Martell und Pipin mit furchtbarer Energie die
Frankenreiche zu einem Ganzen einigten, wodurch die einzige christliche
Großmacht, der Damm gegen die Ueberfluthung Mitteleuropas durch
fanatische Moslemin und wilde Heiden, erhalten wurde, arbeitete unter
dem Schutze der fränkischen Herrscher ein Held des Glaubens an dem
Aufbau der Kirche mitten im alten barbarischen Germanien. Dieser
war St. Bonifacius, geboren um 680 zu Kirton in Devonshire, der
Sohn angelsächsischer, also deutscher Eltern, in der Taufe Winfrid ge-
nannt. Seine Erziehung erhielt er im berühmten Kloster zu Ereter,
wurde Mönch in Nutshelle und Lehrer in der Schule dieses Klosters,
mit 30 Jahren Priester, nachdem er sich bereits durch Gelehrsamkeit und
Redegabe einen Namen erworben hatte. Der heilige Eifer für die Ver-
breitung des christlichen Glaubens, der aus den Klöstern der Iren,
Schotten und Briten so vicle Glaubensgenossen auf das Festland her-
überführte, entzündete auch die kaum bekehrten Angelsachsen, und sie er-