Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Kaiser Karl V. 7 
grundsatze erhob; dennoch stand er unter allen Fürsten seiner Zeit als 
der ehrlichste, wohlwollendste, hochsinnigste da; wie Karl der Große 
arbeitete er für die Ausdehnung seiner Herrschaft, aber er gründete die- 
selbe auf die Größe der Nationen; unter den Fürsten seiner Zeit ragt 
er hervor wie ein Waldbaum über das Gesträuch. Karls Bruder Fer- 
dinand, 1503 zu Alkala geboren und in Spanien erzogen, wurde von 
Mar I. 1513 mit Anna, der Tochter des Königs Ladislaus von 
Ungarn und Böhmen, vermählt, durch welche nach dem frühen 
Tode ihres Bruders Ludwig zwei Kronen an Habsburg kamen. 
Karls mütterlicher Großvater Ferdinand von Aragonien starb 1516; 
über Aragonien war Alfons, Erzbischof von Saragossa, Statthalter, 
über Kastilien und Leon Kardinal imenes, Erzbischof von Toledo, 
Ordensgeneral der Minoriten, Großinqutsitor, Staats= und Kriegsmann, 
Gelehrter und Heiliger, der großen Isabella Beichtvater und Rath. Durch 
ihn wurde der hohe Adel (die Grandes) gebeugt, der, wie Fimenes mit 
Recht sagte, die Regierung verachtete, Willkür aller Art übte und nur 
durch Strenge in Ordnung gehalten werden konnte. Er schuf für Spa- 
nien ein Heer und eine Flotte, besiegte die Mauren in Af##lka und er- 
oberte Oran. Im Jahre 1517 kam Karl nach Spanien; der junge 
König kränkte den Kardinal bitter, indem er sich durch seine niederlän- 
dischen und burgundischen Räthe verleiten ließ dem kranken Greise zu 
entbieten, wenn es seine Gesundheit erlaube, möge er nach Moradas bei 
Segovia kommen, dann nach Hause zurückkehren und ausruhen; seine 
großen Verdienste könne nur Gott belohnen. Durch Timenes Tod (8. Dez. 
1517) wurde Karl weiteren Undanks überhoben. Karl ärgerte aber 
die Spanier, diese stolze und auf ihre Unabhängigkeit so eifersüchtige 
Nation, durch den Einfluß, welchen er seinen burgundischen und nieder- 
ländischen Räthen einrdumte. Als ihn die deutschen Kurfürsten gewählt 
hatten, wollten ihn die spanischen Stände nicht ziehen lassen, weil sie 
glaubten, die Regierung seiner Erblande gebe ihm mehr als genug Be- 
schäftigung, aber endlich willigten sie doch ein; denn wenn Karl nicht 
Kaiser wurde, so fiel diese Krone Franz I. zu und die Uebermacht Frank- 
reichs in Italien und Europa war entschieden; wer konnte auch nur 
daran denken, Franz werde seine Hand nicht nach dem spanischen Neapel 
ausstrecken, das seine beiden Vorgänger ansprachen und schon in Händen 
hatten? Würde Franz wohl den Gelüsten nach burgundischen Land- 
schaften entsagt haben, die Frankreich zu seiner Ausrundung so nothwen- 
dig brauchte? Was sollte aus den österreichischen Erblanden werden, da 
die Böhmen damals kaum weniger revolutionslustig waren als in Hus- 
sens Zeiten, die Türken Ungarn bereits besetzt hatten und bis Mähren, 
Steyermark und Kärnthen Verwüstungszüge machten, während die Ve- 
netianer, gegen Oesterreich im Bunde mit den Türken, Wälschtyrol zu
	        
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