Der Aufstand der Ritterschaft. 11
stützte, mußten ihm Dr. Karlstadt und die Wiedertäufer weichen, und
Luther führte die Reformation in seiner Weise weiter. Von jetzt an aber
war er Karlstadts bitterster Feind, und nicht zufrieden ihn aus Witten-
berg vertrieben zu haben, bewirkte er auch, daß seine Schriften in Sach-
sen verboten wurden. Denn Widerspruch konnte Luther nicht ertragen,
ebenso sehr wegen seines heftigen, herrischen Temperamentes, als weil
dadurch sein Ansehen als Wiederhersteller des Evangellums gefährdet
wurde; was sollte das Volk von der neuen Lehre denken, wenn die
Verkünder derselben einander ärger anfeindeten als den Papst und jeder
einen eigenen Glauben stiften durfte ? Luther und alle sog. Reforma-
toren nahmen deßwegen sogleich den weltlichen Arm in Anspruch und
bändigten durch diesen ihre Gegner. Dieses Anschließen an die welt-
liche Macht war für Luther eine Nothwendigkeit geworden; denn es er-
hoben sich auch in anderen Gegenden sehr bedenkliche Unruhen, und nur
darurch, daß er sich entschieden allen diesen Bewegungen entgegenwarf,
konnte er die Gewaltigen glauben machen, daß seine Lehre nicht die
Ursache derselben sei, sondern daß sie im Gegentheile die landesherr-
liche Macht nur fördere. Daher theilten sich von jetzt an die Landes-
herren und Luther in das Geschäft der Reformation; jene zogen die
Stifte und Klöster ein, Luther aber stellte die Glaubenssätze auf und
gab eine Kirchenordnung, welche von den Landesherren genehmigt als
evangelischer Glaube und evangelische Ordnung für ihre Unterthanen
eingeführt wurde.
Her Ausstand der Ritterschaft (1523).
Zu den eifrigsten Freunden Luthers gehörte Franz von Sickin-
gen, ein tapferer und reicher Kriegsmann, trotzend auf manche starke
Burg auf dem linken Rheinufer. Schon mehrmals hatte er große Fehden
auf eigene Faust ausgefochten, denn auf seinen Ruf sammelten sich
Schaaren von Landsknechten und Reisigen für Sold und Beute. So
hatte er die Stadt Metz bekriegt und obwohl er sie nicht bezwingen
konnte, zahlte sie ihm doch eine große Geldsumme, weil er sonst die
Reben in ihren Weinbergen ausgerissen hätte. Auch den Herzog von
Lothringen demüthigte er, und der junge Landgraf von Hessen konnte
sich von seinem Ueberfalle nur durch schweres Geld befreien. Schon
vor dem Wormser Reichstage hatte er Luthern auf die Ebernburg ein-
geladen, wo Ulrich von Hutten, ein fränkischer Ritter, sich aufhielt,
der die Feder besser führte als das Schwert und durch die Presse auf
der Ebemburg Brandschriften gegen Geistlichkeit und Fürsten in die
deutschen Gaue schleuderte. Sickingen und Hutten standen an der
Spitze der fränkischen Ritterschaft, die einen letzten Versuch wagte die
ritterliche Freiheit gegen die Fürstenmacht wieder emporzu bringen, ein