Die Hugenotten in Frankreich. 57
Neuntes Kapitel.
Die Bugenotten in Frankreich.
Die Reformation fand auch in Frankreich augenblicklichen Eingang,
war ja Kalvin selbst ein Franzose, aber König Franz I. duldete sie nicht
und verfuhr um so strenger, weil ihn seine Unterstützung der Protestan-
ten in Deutschland bei vielen dem Verdachte aussetzte, daß er sich selbst
zu der Reformation hinneige. Er erließ scharfe Edikte, ließ Protestanten
rerbrennen und 1545 die Waldenser verfolgen, so daß 4000 umgebracht
wurden. Als ihm seine Bundesgenossen, die deutschen Protestanten,
Vorwürfe machten, so erwiederte er, daß er Wiedertäufer und derglei-
chen Leute strafe, und sie gaben sich damit zufrieden, blieben gute
Freunde und ließen ihn die Religion nach seinem politischen Interesse
gebrauchen. Auf Franz folgte 1557 sein Sohn Heinrich II., der mit
Katharina von Medict verheirathet war. Er unterstützte wie sein
Vater die deutschen Protestanten und hatte mehr Gewinn davon (Metz,
Toul, Verdun), verfolgte aber die französischen Protestanten noch viel
beftiger als sein Vater, weil fie an Zahl beträchtlich zugenommen und
zudem die Einrichtungen Kalvins in ihren Gemeinden eingeführt hatten.
Er war im Begriff zu den strengsten Maßregeln zu schreiten, als. er 1559
im Turniere getödtet wurde. Sein 15jähriger Sohn Franz II. (1558
mit Maria Stuart verheirathet) war schwachsinnig und unfähig selbst zu
regieren; es entstand nun ein Streit unter den Großen, wer die Herrschaft
über den König und Frankrreich an sich reiße. Es gelang den beiden Gui-
sen (aus einer französischen Seitenlinie des herzoglichen Hauses Lothrin-
gen), dem Herzoge Franz und dem Kardinal Karl, Erzbischof von
Rheims, in Verbindung mit der Königin-Mutter, Katharina von Medici;
gegen sie verbanden sich die Bourboniden, von Robert, Ludwigs IX.
jüngstem Sohne abstammend: Anton, Herzog von Vendöme, durch
seine Heirath mit Johanna d'Albret Titularkönig von Navarra
und Herr von Bearn, sein Bruder Karl, Kardinal, und der jüngste
und kühnste, Ludwig, Prinz von Kondé. Ihnen schloßen sich der
Konnetable Montmorency und seine Familie an, desgleichen die Brü-
der de Chatillon: der Admiral Koligni, d’'Andelot und Odet,
Kardinal und Bischof von Beauvais. Von diesen Verbündeten war
Anton ein offener Freund der Hugenotten (wie man die Protestan-
ten in Frankreich von ihrem ersten Versammlungsorte vor dem Thore
St. Hugo in Tours nannte), Prinz Kondé und Admtral Koligni für
sie gewonnen, und nur Montmorency war ein ebenso entschiedener Ka-
tholik als Widersacher der Guisen. Da diese die erklärten Feinde der
Hugenotten waren und schon die scharfen Erikte unter Heinrich II. ver-