Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Sechster Jahrgang. 1878. (6)

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2. Justiz-Wesen. 
Vereinbarung zwischen Deutschland und Belgien 
wegen gegenseitiger Zulassung der beiderseitigen 
Staatsangehörigen zum Armenrechte. Vom 18. Ok- 
tober 1878. 
Zwischen der Kaiserlich deutschen und der König- 
lich belgischen Regierung ist zum Zweck der gegen- 
seitigen Zulassung der beiderseitigen Staatsangehörigen 
zum Armenrechte nachfolgende Vereinbarung getroffen 
worden. 
Deutsche werden in Belgien und Belgier werden 
in Deutschland unter denselben Bedingungen und 
gesetzlichen Voraussetzungen zum Armenrechte zugelassen 
wie die Angehörigen des betreffenden Landes, in 
welchem der Prozeß anhängig ist. · 
Das Armuthszeugniß ist dem Ausländer, welcher 
zum Armenrechte zugelassen werden will, in allen 
Fällen von der Behörde seines gewöhnlichen Aufenthalts- 
ortes auszustellen. 
Hält der Ausländer sich nicht in dem Lande auf, 
in welchem er das Armenrecht nachsucht, so muß das 
Armuthszeugniß von einem diplomatischen Agenten 
desjenigen Landes, in dessen Gebiet das Zeugniß vor- 
gelegt werden soll, beglaubigt werden. 
Hält er sich dagegen in dem Lande auf, in welchem 
er seinen Antrag stellt, so können außerdem noch bei 
den Behörden seines Heimathslandes Erkundigungen 
über ihn eingezogen werden. 
Sind Deutsche in Belgien oder Belgier in Deutsch- 
land zum Armenrechte verstattet, so sind sie hiermit 
von Rechtswegen auch von jeder Sicherheitsleistung 
oder Hinterlegung befreit, welche unter irgend einer 
Benennung von Ausländern wegen ihrer Eigenschaft 
als solche bei Prozessen gegen Inländer nach der 
Gesetzgebung des Landes, in welchem der Prozeß geführt 
wird, gefordert werden könnte. 
Die gegenwärtige Erklärung tritt hinsichtlich 
Preußens und Belgiens an Stelle der am 21. August 
1822 im Haag unterzeichneten Deklaration und hin- 
sichtlich des Großherzogthums Hessen und Belgiens an 
Stelle der am 9. März 1826 im Haag unterzeichneten 
Erklärung. 
Sie tritt in Wirksamkeit am 1. Oktober 1879 
und bleibt bis nach Ablauf von sechs Monaten nach 
der von einem beider Theile erfolgten Kündigung 
in Kraft. 
Déclaration relative à Passistance judiciaire, 
Gchangée à Berlin, le 18 octobre 1878 
entre la Belgique et I/Allemagne. 
Le Gouvernement belge et le Gouvernement im- 
périal allemand, désirant assurer réciproquement à 
leur nationaux le bénélice de l’assistance judiciaire 
dans les deux pays, sont convenus de ce qui suit: 
Les Belges seront admis à D’assistance judiciaire 
en Allemagne, et les Allemands en Belgiquc, comme 
les nationaux eux - mémes, conformément à la loi 
du pays dans lequel le procès est engagé. 
Dans tous les cCas, le certificat Tindigence devra 
ötre déelivré à I’étranger qui demande F’assistance 
par les autorités de sa résidence habituelle. 
Si I’étranger ne réside pas dans le pays ou il 
Sollicite ’assistance, le certilcat d’indigence sera 
legalisé par l’agent diplomatigne du pays on le 
certifcat doit étre produit. 
Lorsque I’étranger réside dans le pays on la 
demande est formee, des renseignements pourront, 
en outre, étre pris aupres des autorités de la nation 
à laquelle ill appartient. 
Les Belges admis en Allecmagne, les Allemands 
admis en Belgique au bénélice de l’assistance judi- 
ciaire, seront dispensés, de plein droit, de toute 
caution ou dépot, dui, sous quelque dénomination 
due ce soit, peut étre éxigé des ötrangers, comme 
tels, plaidant contre les nationank, T’après In Igis- 
lation du pays ou l’action sern introduite. 
La présente décluration remplacc, en ce qui 
concerne la Belgiquc ct la DPrusse, Ia déclaration 
signéc à La llaye, le 21 aodüt 1822. et en ce qui 
concerne la Belgique et le Grand-Duché de llessec. 
In dérlaration signée à Lu Haye le 9 mars 1826. 
Ellc entrern en vigneur le ler octobre 1879 et 
sortira ses effets pendant sik mois après la dénon- 
cintion qui en auru 6té faite par une des deuxr 
parties contractautes.
	        
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