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gut im stande sei. Jede Veränderung in der Beschaffenheit der Flamme, sowie der Lage der
Lampe zum Apparat, also Hoch- und Niedrigschrauben des Dochtes beziehungsweise der Flamme,
Vorwärtsschieben oder Drehen derselben verändert auch das Resultat. Lage und Intensität der
Lichtquelle dürfen deshalb während der Beobachtung keine Veränderung erfahren.
Im übrigen trägt man Sorge, den Raum, in welchem der Polarisationsapparat steht,
nach Möglichkeit durch Verhängen der Fenster und dergleichen zu verdunkeln, da die Beobachtungen
sich um so besser ausführen lassen, je weniger das Auge durch seitliche Lichtstrahlen gestört wird.
Durch Verschiebung des Apparats beziehungsweise des Fernrohrs, welches an dem vorderen
Ende desselben sich befindet, sucht man alsdann denjenigen Punkt der Einstellung, wo der Faden,
welcher das Gesichtsfeld im Apparat in zwei Theile theilt, scharf zu erkennen ist. Man drückt dabei
das Auge nicht direkt an das Fernrohr an, sondern hält dasselbe in einer Entfernung von vielleicht
1 bis 3 cm davon, sorgt dafür, daß der Körper sich während der Dauer der Beobachtung in
angemessener bequemer Stellung befindet, da jede Verrenkung desselben auch zu unnöthiger An-
strengung des Auges führt. Wenn der Apparat richtig eingestellt ist, so muß das Gesichtsfeld
kreisrund und scharf begrenzt erscheinen. Man beruhige sich niemals mit einer unvollkommenen
Erfüllung dieser Vorbedingungen der polarimetrischen Analyse, sondern ändere Lage der Lampe
beziehungsweise des Apparats und Stellung des Fernrohrs so lange, bis man das bezeichnete Ziel
erreicht hat.
fann schreitet man zur Einstellung des Nullpunktes. Anfänger thun gut dabei, ein mit
Wasser gefülltes Rohr in den Apparat zu legen, weil dadurch das Gesichtsfeld vergrößert und die
Beobachtung erleichtert wird.
a) Bei den Farbenapparaten nach Ventzke-Soleil muß der Einstellung des Nullpunktes
die der sogenannten teinte de passage vorausgehen, welche mittelst der rechten seitlichen Schraube
geschieht. Man dreht so lange, bis man einen gewissen, bei einiger Uebung leicht zu findenden
hellblauen bis blauvioletten Ton bei ungefährer Nullpunkteinstellung gefunden hat. Die Scharf-
einstellung des Nullpunktes geschieht, indem man die Schraube unterhalb des Fernrohrs in hin-
und herspielende Bewegung setzt und endlich denjenigen Punkt fixirt, wo die beiden durch den Faden
getrennten Hälften des Gesichtsfeldes genau gleich gefärbt erscheinen.
b) Bei dem Halbschattenapparat ist für die Nullpunkteinstellung keine Vorbereitung von
nöthen; sie geschieht ohne weiteres durch Spielenlassen der unterhalb des Fermroprs befindlichen
Schraube und Fixiren des Punktes, wo beide Hälften des Gesichtsfeldes gleich beschattet erscheinen.
Das Resultat der Nullpunktablesung wird bei beiden Apparaten in gleicher Weise festgestellt.
Man liest an der mit einem Nonius versehenen Skala des Apparats, welche man durch Verschiebung
eines zur Beobachtung derselben dienenden Fernrohrs und durch Beleuchtung mit einer Kerze scharf
sichtbar machen kann, das Resultat der Einstellung ab. Auf dem festliegenden Nonius ist der
Raum von 9 Theilen der Skala in 10 gleiche Theile getheilt. Der Nullpunkt des Nonius zeigt
die ganzen Grade an, die Theilung des Nonius wird zur Ermittelung der zuzuzählenden Zehntel
benutzt. Wenn der Nullpunkt des Apparats richtig steht, so muß die ihn bezeichnende Linie mit der
des Nullpunkts des Nonius zusammenfallen. Ist dies nicht der Fall, so muß die gefundene Ab-
weichung notirt und nachher bei der Polarisation in Anrechnung gebracht werden.
Man begnügt sich nicht mit einer Einstellung des Nullpunkts, sondern macht eine größere
Anzahl, vielleicht 5 bis 6, und nimmt das Mittel aus den sich anschließenden Ablesungen an der
Skala. Geben eine oder mehrere der Ablesungen eine Abweichung von mehr als 3/10 Theilstrichen
gegenüber dem großen Durchschnitt, so werden dieselben als unrichtig verworfen. Zwischen jeder
einzelnen Beobachtung gönnt man dem Auge 20 bis 40 Sekunden Ruhe.
Nachdem die Nullpunkteinstellung stattgefunden hat, wird das Rohr mit der Zuckerlösung
in den Apparat gelegt. Man wiederholt jetzt die Scharfeinstellung des Fernrohrs, bis der Faden
wieder deutlich sichtbar wird. Unter allen Umständen muß, wie wiederholt hervorgehoben wird,
ein scharfes kreisrundes Bild erzielt werden, um richtige Resultate erhalten zu können. Läßt sich
das durch Veränderung in der Einstellung nicht erreichen, sondern erscheint das Gesichtsfeld getrübt,
so ist es nöthig, die ganze Untersuchung noch einmal von vorn zu beginnen. Hat man dagegen
ein klares Bild erzielt, so dreht man die Schraube solange, bis wiederum a im Farbenapparat
Farbengleichheit, b im Halbschattenapparat gleiche Beschattung eingetreten ist. Ist durch Spielen-
lassen der Schraube der Punkt möglichst genau festgestellt, so liest man die ganzen Prozente Zucker
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Nullpunktein-
stellung.
Polarisation der
Vösung.