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8. 8.
Von jeder zollamtlichen Anmeldung und Abfertigung während der Fahrt auf der Unter—
elbe sind ferner befreit, wenn sie die im 8. 7 angegebenen Zollzeichen führen:
a) Leichterschiffe, in welche aus Schiffen, die unter Zollzeichen fahren, auf der Unter-
elbe zum Zweck der Leichterung Waaren übergeladen werden;
b) Zuladeschiffe, welche einem unter Zollzeichen in See gehenden Schiffe Waaren oder
Personen aus dem Freihafen oder aus den Zollhäfen von Hamburg, Altona oder
Harburg zum Zweck der Uebernahme auf der Unterelbe zuführen (siehe auch §. 27);
) ausnahmsweise andere Schiffe auf Grund besonderer Erlaubniß der Direktiobehörde
unter den speziell anzuordnenden Bedingungen und Kontrolvorschriften.
Die Leichterschiffe haben die Zollzeichen vom Beginn der Leichterung ab, bis sie die Zoll-
grenze gegen das Freihafengebiet passiren oder, wenn sie nach dem Zollinlande bestimmt sind, bis
zur Beendigung ihrer vorläufigen Revision zu führen.
Die Zuladeschiffe haben die Zollzeichen während der Fahrt innerhalb des Zollgebiets auch
nach erfolgter Entladung so lange zu führen, bis sie die Zollgrenze überschritten haben oder aber
vorher zollseitig revidirt und in den freien Verkehr gesetzt sind; letzterenfalls wird denselben eine Be-
scheinigung ertheilt, welche während der weiteren Fahrt innerhalb des Zollgebiets auf Erfordern
den Zollaufsichtsbeamten vorzuzeigen ist. "
Die Führer der Leichter= und Zuladeschiffe haben ferner, insoweit sie nicht über die Ladung
zollamtliche Bezettelungen bei sich führen, während der Fahrt unter Zollzeichen einen Ladeschein bei
sich zu führen und denselben auf Erfordern den Aufsichtsbeamten vorzulegen. Der Ladeschein ist für
Leichterschiffe von dem Führer des Hauptschiffes, für Zuladeschiffe von dem Absender nach dem
Muster A auszustellen und von dem Führer des Leichter= beziehungsweise Zuladeschiffes mit zu
unterzeichnen.
Eine amtliche Begleitung der Leichter= und Zuladeschiffe, sowie eine Ueberwachung der
Beladung und Entladung derselben kann in allen Fällen angeordnet werden.
Wie lange die anderen vorstehend unter c gedachten Schiffe die Zollzeichen zu führen
haben, wird in dem zu ertheilenden Erlaubnißschein festgesetzt; der letztere ist den Zollausfsichts-
beamten auf Erfordern vorzuzeigen.
S. 9.
Schiffe unter Zollzeichen haben stets das Hauptfahrwasser beziehungsweise das zu ihrem Be-
stimmungshafen führende Nebenfahrwasser der Unterelbe einzuhalten und ihre Fahrt ohne willkürlichen
Aufenthalt und ohne Aenderung der Ladung, abgesehen von den zugelassenen Leichterungen und Zu-
ladungen, fortzusetzen, sich auch jedes nicht ausdrücklich gestatteten Verkehrs mit dem Lande und mit
anderen Schiffen zu enthalten. Durch diese Vorschrift wird jedoch die Annahme von Schlepp-
dampfern nicht untersagt. Auch ist es den unter Zollzeichen fahrenden Schiffen gestattet, mit anderen
Schiffen oder mit dem Lande zu verkehren, wenn dies lediglich zum Zweck der Absendung oder
Entgegennahme von Telegrammen oder behufs Erstattung einer Anzeige an eine Zollstelle oder
einen Zollkreuzer geschieht.
Machen Naturereignisse oder Unglücksfälle Leichterungen oder Abweichungen von vorstehen-
der Vorschrift nothwendig, so ist hiervon dem nächsten Zollamt oder Zollkreuzer baldthunlichst An-
zeige zu machen. «
Sollen den unter Zollzeichen in See gehenden Schiffen aus anderen als den im 8. 8
unter b genannten Orten kommende Waaren zugeladen werden, so bedarf es hierzu der besonderen
zollamtlichen Genehmigung (§. 27 Absatz 2).
Sollen derartige Schiffe einen Hafen an der Unterelbe anlaufen, um dortselbst Waaren
oder Personen aufzunehmen, so bedarf es hierzu der vorherigen Erlaubniß der Zollstelle dieses Hafens.
Der Zutritt zu den unter Zollzeichen fahrenden Schiffen und der Abgang von denselben ist
regelmäßig nur Zollbeamten, Lootsen, sowie den das polizeiliche Interesse wahrnehmenden Beamten,
und zwar nur zur Wahrnehmung ihrer amtlichen Funktionen, erlaubt. Ausnahmsweise ist der
Zutritt beziehungsweise der Abgang auch anderen Personen gestattet, wenn sie mit einer zollamt-
lichen Legitimation versehen sind, sowie bei Unglücksfällen, wenn Gefahr im Verzuge ist, auch solchen
Personen, welche zur Rettung von Menschen, Schiff und Ladung Hilfe leisten sollen.
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