Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Felshöhlen, um sich hier durch Feuer gegen die 
empfindliche Kälte zu schützen. Von unserem Lager 
aus erblickten wir eine Herde schwarzer, großer 
Affen, welche versuchten, den höchsten Gipfel des 
Vulkans zu erklettern. Von diesen Affen gelang 
es uns, zwei große Tiere zur Strecke zu 
liefern, welche mit großem Gepolter in eine nach 
Nordosten sich öffnende Kraterschlucht abstürzten. 
Nach fünfstündiger, anstrengender Arbeit gelang es 
uns, ein Tier angeseilt heraufzuholen. Es war ein 
männlicher, großer, menschenähnlicher Affe von etwa 
1½X m Größe und einem Gewichte von über 
200 Pfund. Die Brust unbehaart, die Hände und 
Füße von ungeheurer Größe. Es war mir leider 
nicht möglich, die Gattung des Affen zu bestimmen. 
Für einen Schimpansen hatte derselbe eine wohl noch 
nicht bekannte Größe, und das Vorhandensein von 
Gorillas ist bis jetzt bis zu den Seen hin noch 
nicht festgestellt worden.".) Die Nacht brachten wir 
auf dem Felsgrat zu, in steter Angst, von dem 
heulenden Sturm mitsamt dem Zelt in den Krater 
geweht zu werden. Die Temperatur war mittler- 
weile bis auf den Gefrierpunkt gesunken. Am 
nächsten Morgen versuchten wir dann die höchste 
Spitze des Kirunga ya Sabinyo zu erklettern, um 
von hier aus einen Rundblick über den Vulkan zu 
erhalten. Da ein Vorwärtskommen indessen nur 
kriechend möglich war, zu beiden Seiten die Fels- 
wände auch senkrecht abfielen, so mußte Oberarzt 
Dr. Engeland infolge eines Schwindelanfalls auf einer 
Höhe von etwa 3150 m umkehren, während es mir 
noch gelang, bis zur Höhe von 3250 m vorzu- 
dringen. Die nur 50 m höhere Spitze zu erreichen 
wäre nur mit Seilen und Steigeisen möglich ge- 
wesen. Das Gestein bestand aus großen Lavablöcken 
mit einzelnen verkümmerten Büschen. Der Kirunga 
ya Sabinyo hat einen großen, tiefliegenden Krater, 
welcher nach allen Richtungen hin sich tiefe schluchten- 
artige Auswege gebahnt hat. Diese hatten steilab- 
fallende und nach dem Fuß zu sich abflachende 
Wände. Ich habe fünf solcher Schluchten gezählt. 
Der Krater muß schon seit vielen Jahrzehnten er- 
loschen sein. Nach Niederlegen einer Flaschenurkunde 
kehrte ich dann wieder zu unserem Lager auf dem 
Felsgrat zurück. Von hier genossen wir einen sehr 
schönen Blick auf die ganze Rutschuruebene, über den 
ganzen Albert Eduardsee, auf den Runsoro und 
weiter nach Osten bis tief nach Unyoro und 
Uganda hinein bis zum Durchbruch des Somerset- 
Nils bei Minli. Am Nachmittag gelangten wir 
dann wieder an den Fuß des Vulkans und von dort 
gegen Abend in unser Standlager am Fuß des 
Kanas. 
Während meines Aufenthaltes in der Landschaft 
Mrera am Südfuß der Vulkane Muhawura, Kana 
*)s Wie die Direktion des zoologischen Museums zu Berlin 
nach einer Photographie des Affen inzwischen festgestellt 
hat, ist das Tier tatsächlich ein Gorilla. Anm. d. Red. 
298 
  
und Sabingo habe ich die Überzeugung gewonnen, 
daß die Bevölkerung hier durchaus friedlich und 
entgegenkommend ist. 
RKamerun. 
Bericht des Oberleutnants Dirtler über eine Dienstreise 
von Bamenda nach Babesst. 
Der Oberleutnant und Stationschef Hirtler 
berichtet aus Bamenda unter dem 8. Januar d. IJs.: 
Am 1. Januar 1903 trat ich mit 19 Farbigen 
den Marsch nach Babessi an. Zweck dieser Dienst- 
reise war: 
a) Erkundung des nach Bamum anzulegenden 
Weges in der Trockenzeit zur Ergänzung der 
während der Regenzeit von Oberleutnant Schlosser 
vorgenommenen Erkundungen. Uber Babessi hinaus 
glaubte ich meinen Marsch nicht ausdehnen zu 
dürfen, um während der Abwesenheit eines Teiles 
der Besatzung auf der Bangwa-Expedition mich 
nicht allzuweit von der Station zu entfernen. 
b) Feststellung des Vorkommens von Glimmer in 
der Gegend von Babanki-Tungo. 
c) Aufsuchen von Baumwolle, von deren Vor- 
handensein auch außerhalb Bagams ich mich über- 
zeugen wollte, da es mir nicht wahrscheinlich erschien, 
daß bei dem regen Marktverkehr die Baum- 
wolle sich nur in Bagam finden sollte, ohne weitere 
Verbreitung gefunden zu haben. 
Auf Station blieb der europ#ische Unteroffizier 
Siebrandt mit 28 Farbigen zurück. 
Marsch-Station Bamenda—Babanki- 
Tungo. 
Ich benutzte den neu angelegten Weg, um dessen 
Fortsetzung bis Babanki-Tungo festlegen zu können. 
Derselbe führt im wesentlichen in östlicher Richtung, 
wobei erhebliche Geländeschwierigkeiten zu überwinden 
sind, die im Verein mit dem steinigen Untergrund 
den Wegebau sehr erschwert haben. Vor allem kam 
es mir darauf an, einen benutzbaren Ubergang über 
das Scheidegebirge zu finden, dessen Höhe ich auf 
etwa 1800 bis 2200 m in seinen höchsten Er- 
hebungen schätzte. Die hohe Lage des Plateaus der 
Station einerseits und die erhebliche Entfernung bis 
zum Gebirgskamm andererseits ließen vermuten, daß 
der Aufstieg kein übermäßig steiler sein konnte, wenn 
nicht tief eingeschnittene Schluchten durchquert werden 
mußten. 
Uber den Paß auf dem Wege Bambilli—Ba- 
banki-Tungo hat Oberleutnant Strümpell be- 
richtet.) Der von mir benutzte Ubergang liegt süd- 
licher. Der Aufstieg führt im wesentlichen in drei 
Absätzen, deren westlichster sich als ein Plateau von 
1 km Ausdehnung darstellt, ziemlich bequem nach 
— — ——— — 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, S. 84.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.