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dem Konfortium für die Mrogoro · Bahn angehoörten) die Deutsch-Ostafrikanische Bank mit einem Grund-
kapital von 2 Millionen Mark gegründet. Der Bank wurde auf Grund der kaiserlichen Verordnung,
betr. die Ausgabe von Banknoten in den Schutzgebieten, vom 30. Oktober 1904, am 15. Januar
1905 eine Konzession verliehen, welche der Gesellschaft das Recht gibt, auf Rupien lautende Banknoten
bis zum dreifachen Betrage des eingezahlten Grundkapitals auszugeben. Durch Beschluß des Bundes-
rats vom 9. Februar 1905 ist der Bank auf Grund des § 11 des Schutzgebietsgesetzes die Rechts-
fähigkeit verliehen worden.
Die Malaria hat in den letzten Jahren im Schutzgebiete erfreulicherweise abgenommen. Ganz
besonders trifft dies für Daressalam zu, wo die Tätigkeit der Expedition zur Malariabekämpfung nach
Kochschem System beendet und die dauernde Fortführung der noch notwendigen Arbeiten den ständigen
Medizinalbehörden übertragen worden ist. Trotz der sehr starken Regenzeit, welche ein gesundheitlich
ungünstiges Jahr erwarten ließ, ist die Jahl der Malariaerkrankungen in Daressalam auch im letzte
Jahre wieder geringer geworden. '
In den Bezirken Irangi und Mpuapua wurden in einigen Dörfern kleine Epidemien von
Beulenpest beobachtet. Nach den gemachten Erhebungen ist die Krankheit in diesen Gegenden schon seit
vielen Jahren heimisch und fordert in der Regel während der Regenzeit, wenn die Ratten, die Über.
träger der Pest, sich aus den Feldern in die menschlichen Wohnungen zurückziehen, ihre Opfer. Es
sind jetzt in den verseuchten Orten schon über 5 000 Schutzimpfungen gegen Pest unter den Eingeborenen
vorgenommen worden. In Jringa sind im letzten Jahre auch zwei Schwestern der katholischen Mission,
die sich bei der Krankenpflege angesteckt hatten, der Krankheit erlegen.
Als eine bisher in Deutsch-Ostafrika noch nicht beobachtete Krankheit hat sich das Rückfallfieber
(lebris recurrens) seit kurzer Zeit besonders auf der Karawanenstraße von Daressalam nach Mrogoro
unangenehm bemerklich gemacht. Es wurden auch einige Europäer von demselben befallen die zum Teil
schwer erkrankten.
Der zur Zeit in Deutsch-Ostafrika befindliche Geheime Medizinalrat Prof. R. Koch hat sich zum
Studium des Rückfallsiebers und der Pest an Ort und Stelle begeben.
Die Schlafkrankheit, welche schon seit einigen Jahren unter den Eingeborenen in Uganda große
Verheerungen angerichtet hat, wurde auch auf einer kleinen Insel des Viktoria--RNjansa, Kome, im
deutschen Gebiet festgestellt, hat aber sonst in Deutsch- Ostafrika noch keine Verbreitung gefunden.
Wegen Entsendung einer deutschen Kommission zur Erforschung der Schlafkrankheit hat am 7. April
im Reichsamt des Innern eine Besprechung der beteiligten Ressorts stattgefunden.
Deutsch-Neu-Gninea.
Verschiedene schwere Ausschreitungen von Eingeborenen haben die friedliche Entwickelung des
Schutzgebiets beeinträchtigt.
Die Bewohner der Inseln Siar und Nageta in Friedrich-Wilhelmshafen hatten verabredet,
sämtliche an letztgenanntem Platz wohnende Europäer zu ermorden und sich der Waren und Waffen
zu bemächtigen. Der Plan, dessen Ausführung am 26. Juli 1904 ins Werk gesetzt werden sollte,
gelangte kurz vor der Ausführung zur Kenntnis der Europäer. Das Gouvernement sah sich zu strenger
Bestrafung genstigt. Nachdem die Eingeborenen die Schuldigen ausgeliefert hatten, wurden die sechs
Räödelsführer erschossen, zehn Eingeborene wurden zu Gefängnisstrasen verurteilt. Anstifter des An-
schlags waren die Bewohner der in der Astrolabebucht belegenen Insel Bili Bili, ein durch seine Kunst-
fertigkeit in der Töpferei und seine weiten Seefahrten bekanntes, unruhiges Handelsvolk, das jetzt
seinen Wohnsttz verlassen und sich weit ins Gebirge geflüchtet hat.
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