Die Frauen. 27
charakteristische Laune ist mehr die Art der sächsischen Stadt-
fräulein. Die Landfräulein überhaupt genommen, haben das
Dikante und Neckende der WMinna nicht, sondern sind viel
nachdenk nder und schmelzender, aber alle sind gleich schön, wie
die Engel!“
Für höchst bedenklich hält er unter diesen Umständen die
Beschäftigung mit leichter und seichter Unterhaltungslitteratur.
„Die Modelektüre“, schreibt er, „welche jetzt in Deutschland
überhaupt herrscht, nämlich die Womödien und Romane, sind
keine gute Mahrung für die von Natur so zärtlichen Land-
fräulein in Sachsen!“ — Da die Blumen der Schönheit, welche
er in Sachsen geschaut, ihm gar so gut gefallen haben, bedauert
er nur wehmütig das eine, daß sie nicht besser gepflegt werden,
um länger zu blühen. „Denn das hiesige Frauenzimmer“,
schreibt er von den Dresdnerinnen, „scheint geschwinde zu ver-
blühen, denn ich sah wenig Weiber von 50 Jahren, an
denen nicht die Spuren des Derwelkens sichtbar waren. Das
heftige Temperament mag viel dazu beitragen, vielleicht aber
noch mehr die schlechten Tahrungsmittel, verbunden mit der
Sorge für das Hauswesen!"
Da das Leben eines Dolkes an seinen großen Städten die
Mittelpunkte hat, von denen der Strom der geistigen Zewegung
ausgeht und nach welchen er zurückflutet, so müssen wir auch
hören, was Fremde über Dresden und Teipzig sagen. Zeide
nämlich müssen in gleichem Maße berücksichtigt werden, da
das geistige Leben Sachsens nicht einem Kreise gleicht, der sich
um einen Mittelpunkt dreht wie das Frankreichs, sondern einer
Ellipse mit zwei Mittelpunkten. Welches von beiden Sentren
das zentralere sei, ist ein Gesprächsgegenstand, welcher, sowie