Full text: Der Leumund der Sachsen

Der Staat. 45 
Ganz richtig ist dies nicht, da 1786 auch in Sachsen noch 
die Ceibeigenschaft herrschte; wohl aber waren die sächsischen 
Sdelleute sowohl menschenfreundlich als auch klug genug, ihre 
Bauern nicht in dem Maße zu drücken, als es in Böhmen 
geschah. Wahrhaft bewundernswert ist es für den genannten 
Reisenden, in was für einem vortrefflichen wirtschaftlichen Zu- 
stande sich ganz Sachsen befindet. 
„Sachsen ist ein herrliches Land, Bruder! Ich habe einen großen Um- 
weg durch das Erzgebirge, über Freiberg, Marienberg, Annaberg und 
dann über Swickau und Altenburg hierher (nämlich nach Leipzig) gemacht! 
überall Betriebsamkeit und Wohlstand. Es ist, als wenn der hohe Rücken 
des Erzgebirges und des Thüringer Waldes eine Scheidewand zwischen 
Licht und Finsternis, Arbeitsamkeit und Indolenz, Freiheit und Sklaverei, 
Reichtum und Bettelei wärc; vielleicht findet man in der ganzen Welt 
keinen so auffallenden Abstich zweier Dölker, als zwischen den Sachsen und 
Böhmen, und für diese hat die Matur doch ungleich mehr gethan als 
für jene!“ 
Micht minder auffallend ist ihm der Gegensatz zu 
Bayern, über welches Land er überhaupt in jeder Hinsicht 
sehr abfällig urteilt. 
Ganz erstaunt ist er darüber, wie Sachsen seinem durch 
den Siebenjährigen Krieg tief erschütterten Finanzwesen auphilft: 
„Es sind wenig Länder, die nach dem Derhältnisse der Größe so viel 
eintragen als Sachsen. Es ist wahr, die Auflagen sind groß; allein wenig 
andre fänder hätten auch Kräfte genug, sie zu tragen; und da die Landes- 
kasse gegen die willkürlichen Eingriffe des Bofes gesichert ist, und die Kand- 
stände überhaupt einsichtige Hatrioten sind, so werden sie auch wieder zum 
Besten des Landes verwendet.“ 
hiermit ist schon angedeutet, was für eine hohe Bedeutung 
er der Derfassung des Landes für den Wohlstand desselben zu- 
schreibt. Er sagt von ihr ferner: „WMan hat es der Derfassung
	        
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