Full text: Der Leumund der Sachsen

48 Der Staat. 
gehalten und nie die Partei von sterreich genommen hätte, 
gegen welches man hier, ungeachtet der Zedrängnisse, welche 
der Hönig von Hreußen das Land fühlen ließ, noch einen 
stärkeren und allgemeineren Groll hegt als gegen diesen, die 
Derson des jetzigen Kaisers ausgenommen. Kurz, lieber Bruder, 
es ist mir, als wäre ich mitten unter meinen Landsleuten, wo 
die Teilnahme am Sustande des Daterlandes, an den öffent- 
lichen Angelegenheiten und Vorfällen alle Gesellschaften beseelt.“5) 
Im letzteren Hunkte fand Frau von Staöl, welche 50 
Jahre später Sachsen bereiste, die Derhältnisse anders. Während 
sie nämlich sonst ein höchst vorteilhaftes Zild vom Gustande 
des sächsischen Staates entwirft, glaubt sie, den Sachsen voll- 
ständigen Mangel an Teilnahme für das öffentliche Leben vor- 
werfen zu müssen. Ihre Schilderung ist, wenn auch nicht 
durchaus frei von Unrichtigkeiten, doch beachtenswert genug, um 
hier wiedergegeben zu werden. 
Sie schreibt:s8) 
„Seit der Reformation haben die Fürsten des sächsischen Hauses der 
Litteratur die edelste Art der Beschützung angedeihen lassen, nämlich die 
Unabhängigkeit (was sie wiederholt hervorhebt, jedenfalls im Gegensatze 
zu der scharfen Überwachung der Presse unter Kaiser Mapoleon I., welche 
für sie erst die Beschlagnahme ihres Werkes über Deutschland und dann 
ihre Landesverweisung zur Folge hatte). Man kann dreist behaupten, daß 
es in keinem Lande der Welt so viel Bildung wie in Sachsen und Nord- 
deutschland gibt. Hier ist der Hrotestantismus entstanden, und der Geist 
der freien Forschung hat sich kraftvoll aufrecht erhalten. 
„Die Kurfürsten- Mönige von Holen haben die Münste mehr als die 
itteratur geliebt, welcher sie nicht hinderlich waren, welche ihnen aber 
fremd war. Die Musik wird in Sachsen allgemein gepflegt; die Dresdener 
Galerie vereinigt in sich Meisterwerke, un denen sich die Hünstler begeistern 
müssen; aber die Gesellschaft bietet daselbst keinen Reiz (s. o.).
	        
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