104 Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand.
Zu Hildebrands Aufsatz schickte der Seminarlehrer R.
aus Eisleben (am 25. April 1889) einige Wiegenlieder aus
der Magdeburger Gegend (1. Suseken, Kinneken, suse: un-
bedeutend verschieden von Böhme, dtsch. Kinderlied u. Kinder-
spiel 1897 S. 16; 2. Piep, Schäper, piep ## Dreimal um
den Diek #: Böhme S. 705 Nr. 30; 3. das bekannte Bükd
(Muhkuh) von Hälberstadt); ferner Handklapplieder (1. Bäcke,
bäcke Kuchen, Der Bäcker hät gerufen, Söll'n einmengen
Und den Kuchen bringen; Schüb, Schub, Schub in'n Ofen
nein. . süll der Bäcker sein. 2. Nr. 19 dieses Heftes, Les-
art ohne eckige Klammer), endlich ein Tanzreigenlied aus der
Magdeburger Gegend. Das gemeinsame der Lieder ist, daß
sie von einem Taktschlage begleitet sind (Tanzschritt, Hand-
klappen, Schwingungen der Wiege). Das Tanzlied lautet:
(Auftak)) Es wär einmäl eine schöne Madäm.
Wo soll ich sie finden?
Unter einem grünen Baum,
Unter einer Linden.
Grünes Gräs, grünes Graͤs
Unter deinen Füßen.
Wärst bei deiner Mutter geblieb'n,
Hättst n guten Tag getrieb'n.
Räus Mädel, raus!
Dein guter Tag ist aus.
Hildebrand merkt zu V. 2. an: der alte Geliebte? und
zu V. 4 Tanzlinde, und dann weiter am Rande schreibt er:
sie ist der Mutter fortgelaufen (ist schön) zu Tanz und
Liebe und — hat da ihren Wert und ihr Lebensglück ver-
loren. — Wie wertvoll als Volksmoral, bei Tanz und
Lebenslust, vielleicht von Mädchen gedichtet.
Mit jenem Liedchen, das die Grundlage für Hildebrands