Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Zweites Heft. (2)

110 Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand. 
Ein Fassung, wie sie in der Waldenburger Gegend ge— 
kannt wird (oder wurde?), bezeichnet H. mit Recht als 
„alberne Erweiterung“ (Coll. S. 274). Sie zeigt die An— 
fügung von Versen, die auch sonst als Schluß sehr beliebt sind: 
Bauer Bauer Kessel, 
Morgen wird es besser, 
Morgen tragen wir Wasser ein, 
In das große Dorf hinein, 
Wo die großen Bauern sitzen 
Mit den langen Zipfelmützen, 
Die die reichen Töchter haben, 
Die das Geld mit Vierteln messen 
Und den Quark mit Löffeln essen. 
Ich füge dazu noch einen Text aus Dahlen, der wieder 
eine Vermischung mit andern Liedern aufweist: 
Baue baue Kessel, 
Morgen wird es besser. 
Morgen wolln wir Wasser tragen, 
Daß die Mutter waschen kann, 
Hängt sie auf die Leine 
Dunkelgrüne Seide. 
Wie Hildebrand dem Ursprung des Kesselliedes durch 
Umfrage — so sagt er selbst — nachgegangen ist, so hat er 
dieselbe Gründlichkeit dem ebenfalls sehr alten Brückenspiel 
zugewandt. Nach Coll Nr. 45 ist es in Leipzig, Wurzen, 
Gera, Borna in der folgenden Fassung allbekannt: 
Wir wolln die Merseburger Brücke baurn. 
Wer hat sie denn zerbrochen? 
Der Goldschmied, der Goldschmied 
Mit seiner jüngsten Tochter. 
Kriecht alle durch, kriecht alle durch, 
Den letzten wolln wir fang'n 
Mit Spießen und mit Stang'n.
	        
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