Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand. 115
raten muß, und dann wird zum Schluß der Streit zwischen
Engel und Teufel noch wirklich durch Zerren dargestellt.
Von einem jüngeren Freunde wird dazu aus Magde—
burg unterm 10. VI. 1882 geschrieben:
Das Aufbauen einer goldenen Brücke habe ich mir
öfter von meinen Schulbuben vorspielen lassen.
Die Kinderschar wählt aus sich zwei heraus, in der
Regel die stärksten. Diese besprechen leise unter sich, wer von
ihnen der Engel und wer der Teufel ist, und wählen heimlich
eine Bezeichnung, die sich dann durch das Spiel hindurchzieht.
So wählten sie einmal Butterblume und Veilchen; am liebsten
aber entscheidet sich der Engel für eine Kutsche voll Blut
und der Teufel für einen Keller voll Gold, und es giebt
jedesmal ein Hallohl wenn sich der dritte, d. i. der Gefangene,
das letztere wünscht, ein Halloh, wegen seines soeben aus-
gesprochenen Geizes. Bei dem Spiel wird gesungen:
Wir ziehen durch,
Wir ziehen durch,
Durch die goldne Brücke.
Sie ist entzwei,
Sie ist entzwei,
Laß sie wieder machen.
Womit?
Mit einerlei,
Mit zweierlei,
Der erste kommt,
Der zweite kommt,
Der dritte wird gefangen.
Sind alle gefangen, so werden zunächst die Engel von
den beiden Stärksten in deren Armen hin und her gewiegt,
und dabei wird gesungen:
Wir wiegen die Engel „: in Abrahams Schoß ::
Wie — wie — wie —.
Dann setzen sich die Teufel der Reihe nach auf die vier
fest ineinander geschlossenen Hände der beiden, und jeder wird
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