Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand. 139
lang, die Anschauung (und Empfindung) sich auszufüllen.
(S. Hildebrand, Beiträge zum dtsch. Unterr. S. 30 f.) Ich
habe es etwa aus dem Jahre 1852 von unfrer Waschfrau,
der Jacob'n, die klug und witzig war und viel der Art wußte,
ich habe sie in gutem Andenken.
S. 130 zu hatt'r'sch: ganz niedrig, ich kenne nur da
habtrsch.
S. 130 zu Haue (es setzt Haue fürs Vaterland — ge-
waltige Prügel): „nach dem student. pro patria (bibere, eig.
auf sein Wohl, als Toast).
S. 131 zu Hedexe: mir nicht bekannt.
Ebd. zu Hek nicht wahr: auch bloß he, das hörte
ich z. B. gestern (Okt. 1885) von einer Dörflerin in der
Grimm. Str. zum Kinde: he, de frierscht? s. unten hene für
he nein. Ich habe aus Lpz. nur heie in der Erinnerung.
Dase scheint aber doch nur ein Nachklang, ein Ausklingen
des é& zu sein, wie es z. B. die Lobensteiner Sprache nach
jedem betonten Vokale hat, z. B. Kuhe: Kuh; alsds, wöe?
Ebd.: he für er, noch in niedrigsten Schichten (z. B.
he will nich, mit eigentümlicher Kraft), aber selten, offenbar
absterbend. Der Kellner bei Hanisch, aus Roitzsch bei Bitter-
feld, sagte neulich (1887) da sähen d. h. sah er ihn. In Arn-
stadt: was hat e denn? auch kürzer was hätt-en -er denn.
Die alte Staudin aus Stötteritz: da knurrtè d. i. knurrte er.
he = dumm: er is e bischen hé, mit Handbewegung
an die Stirn, er hat einen Klaps u. ä. (auch in Dresden).
S. 132 zu hereinfallen: nur von Berlin aus an-
genommen (wie das so leicht, zu leicht geschieht) vor etwa
40 Jahren.
S. 132 zu Herre: Auch bei Drohung, z. B. Herre,
wenn ich den emal kriege, dem solls schlecht gehn! Wir
dachten aber dabei an Gott gar nicht mehr, es war nur ein
dunkles Kraftwort. Vgl. so ahd. frö min Otfr. II, 14, 89.
Es heißt auch Herr Gott! (Herr Jesusl) aber nicht ganz
mit Herre! zusammenfallend, und auch Gott Herre. Die alte
Staudin (in Stötteritz) hat ein Kraftwort als Gott Herre,