154 Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand.
26. Piep Dän piep,
Sei seldn di ne Kniep
Up dien gewaldich grotes Mul,
Tau Eckernför' do seet ne Ul,
Piep Dän piep,
Dien leringe Büdel kniep.
(S. Soltau II., 510.) (Schleswig-Holstein, Mai 1849.)
27. Friedrich Franz von Gottes Gnaden,
Twe Por Strümp un doch ken Waden.
Mecklenburg, von Zarncke mitgeteilt.
28. Hei so laat em sinen Wöllen,
He höft sinen Kopp voll Gröllen.
So sangen im vorigen Jahrhundert in Danzig die Knaben, wenn ein
Schiff vom Stapel gelassen wurde, indem sie dabei auf dem Schiff
durch ihr Takttreten das Ablaufen beförderten. Als im Jahr 1798 der
neue König mit seiner Gemahlin einer solchen Feierlichkeit beiwohnte,
hatte man den Kindern ein Königslied nach der Mel. God save the
king eingelernt, das sie bei jenem Akt] diesmal singen mußten; sie
sielen aber am Ende wieder in ihren alten Reim. — National-Ztg.
der Deutschen 1798, 28. Juni. — Vgl. Wundh. 3, 459 aus Lübeck.
Meister Zielke sin Fahrtüg
Heft emol e Reis gemacht,
Ohne Steuer, ohne Mast,
Ohne Tau und ohne Last.
So singen die Buben in Danzig, wenn sie auf dem Schiffe, das
vom Stapel läuft, ihre Tretarbeit thun. Dr. Mannhardts Mitt. (1854j],
vgl. Firmenich 1, 97.
29. Beim Ablösen des Bastes von der Weide, um Pfeischen zu machen:
Halle, halle Weide,
Gieb mir Saft und Seide,
Gieb mir Saft und Suüßeholz,
Wenn du mirs nicht geben willst,
Schmeiß ich dich in Graben,
Fressen dich die Raben,