Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Zweites Heft. (2)

78 Brauch und Glauben. 
der Spree stehenden Kindern gefärbte Eier, Äpfel, Würstchen, 
Bonbons herunter. Es gehört viel Geschicklichkeit dazu, daß 
die Sachen nicht in die Spree rollen. (Krömer Ib.) 
Am 1. Osterfeiertag hat jeder vor 7 Uhr morgens das 
Bett zu verlassen, Langschläfer werden mit Wachholderruten 
aus dem Bette gepeitscht. (Gerlach IIIa., Kirchberg.) 
312. Walpurgisnacht. 
In der Walpurgisnacht nehmen arme Leute Stroh aus 
den Betten und werfen es zum Nachbar hinüber, damit die 
Flöhe ausreißen. (Mühler IV., Lpz.) 
Man muß in die Diele vor der Thür einen Stiefel- 
absatz nageln, daß die Wechselbutte nicht darüber kann, um 
die neugeborenen Kinder zu vertauschen. " 
(Reichert IIIb., Crimmitschau.) 
Im Erzgebirge wird, wie auch sonst, ein Feuer an- 
gezündet (I, S. 81). Dazu ertönt der Schall der Weiden- 
pfeifen. Es herrscht der Glaube, daß eine reichliche Ernte 
überall da zu erwarten sei, wohin der Schein des Feuers 
leuchtet. (Roßberg Illb., Kirchberg.) 
313. Pfingsten. 
Zu Pfingsten herrscht in Etzdorf bei Roßwein folgende 
Sitte: Jeder bemüht sich, am Pfingstmorgen möglichst früh 
aus dem Bette zu kommen, denn derjenige, der in der Familie 
am längsten schläft, wird „Pfingstesel“. Man schmückt dann 
wohl auch sein Bett durch einen Eselskopf mit langen Ohren 
und verspottet ihn mit dem Verse: 
Pfingstesel mit den lang'n Ohr'’n, 
Schleppt's Bette bis nach Chor'n,) 
Schleppt es hinters Backhaus, 
Wird e großer Esel draus. 
Var.: Z. 3 und 4. Stellt's hinter de Scheune, Schläft bis um neune. 
(Vom alten Thomaner Winkler, stud. th.) 
*) Choren ist ein Dorf, etwa 2 Stunden von Roßwein entfernt.
	        
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