Full text: Die Verfassung des Deutschen Reichs mit Erläuterungen.

554 VIII. Post. und Telegraphenwesen. Art. 52. 
Artikel 52. 
Die Bestimmungen in den vorstehenden Artikeln 48 bis 51 finden 
auf Bayern und Württemberg keine Anwendung. An ihrer Stelle gelten 
für beide Bundesstaaten folgende Bestimmungen. 
Dem Reiche ausschließlich steht die Gesetzgebung über die Vorrechte 
der Post und Telegraphie, über die rechtlichen Verhältnisse beider Anstalten 
zum Publikum, über die Portofreiheiten und das Posttaxwesen, jedoch aus- 
schließlich der reglementarischen und Tarif-Bestimmungen für den internen 
Verkehr innerhalb Bayerns, beziehungsweise Württembergs, sowie, unter 
gleicher Beschränkung, die Feststellung der Gebühren für die telegraphische 
Korrespondenz zu. 
Ebenso steht dem Reiche die Regelung des Post= und Telegraphen- 
verkehrs mit dem Auslande zu, ausgenommen den eigenen unmittelbaren 
Verkehr Bayerns, beziehungsweise Württembergs mit seinen dem Reiche 
nicht angehörenden Nachbarstaaten, wegen dessen Regelung es bei der 
Bestimmung im Artikel 49 des Postvertrages vom 23. November 1867 
bewendet. 
An den zur Reichskasse fließenden Einnahmen des Post-= und Tele- 
graphenwesens haben Bayern und Württemberg keinen Teil. 
Das Reservat von Bayern und Württemberg: 
I. Für die Gesetzgebung und Verwaltung. 
II. Für den Abschluß von Berträgen. 
I. Das Reservat für die Gesetzgebung und Berwaltung. 
Bayern und Württemberg haben ihre eigene Post= und Telegraphen-= 
verwaltung. Infolgedessen find sie für diese Verwaltung mit einigen im 
Art. 52 Abs. 2 bestimmten Ausnahmen grundsätzlich Herren im eigenen 
Hause geblieben. Über die Gründe dieses Reservats hat sich Präfident Del- 
brück in der Reichstagsfitzung v. 5. Dez. 1870 St. B. S. 70 dahin geäußert, 
daß die finanziellen Motive weniger entscheidend gewesen seien als der 
Wunsch, die möglichste Freiheit in der Disposition über diese Verkehrs- 
einrichtungen und Beamtenorganisationen zu behalten. Soweit es sich um 
den inneren Verkehr von Bayern und Württemberg handelt, bezieht sich nach 
Abs. 2 das Reservat auf die Festsetzung des Postportos und der Telegramm- 
gebühren auch dann, wenn sie für das Gebiet der Reichs-Postverwaltung 
durch Gesetz geregelt find; dies ist durch § 13 des Ges. über das Post- 
taxwesen im Gebiete des Deutschen Reichs v. 28. Okt. 1871 R.G. Bl. S. 362 
und durch § 15 des Ges. über das Telegraphenwesen des Deutschen Reichs 
v. 6. April 1892 R.G.Bl. S. 470 anerkannt. Demnach gilt zwar das letztere 
Gesetz — im Gegensatz zu dem Gesetz über das Posttaxwesen — auch für 
Bayern und Württemberg, aber nur mit der Maßgabe, daß die für das 
Reich festgestellten Rechte diesen Bundesstaaten für ihre Gebiete zustehen und 
daß für ihren inneren Verkehr die Vorschrift des § 7 keine Anwendung findet. 
8 7 bestimmt, daß die für die Benutzung von Reichs-Telegraphen- und
	        
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