Das Schloß in Posen. 169
als sie den neuen Kurs in der Polen- Politik inaugurierte,
nicht gedacht.
Von diesen großen Maßregeln wenden wir den Blick
noch zu einer Reihe von kleineren, die auch ganz dieselbe
Kurzsichtigkeit der Bureaukratie zeigen.
Da hat man ein wundervolles Schloß in Posen gebaut,
ein Art Zwingburg, um den Polen immer vor Augen zu
halten, daß sie unter preußischer Herrschaft seien. Nun ist
das Schloß fertig und könnte bezogen werden. Seine
natürliche Bestimmung wäre, daß ein preußischer Prinz in
Posen eine militärische Funktion übernähme und in dem
Schlosse wohnte. Aber in dem Augenblick, wo man über
eine solche Möglichkeit in Erwägungen eingetreten ist, haben
die Hakatisten sich auch klar gemacht, daß sie sich damit
selber ins Fleisch schneiden würden. Ein junger preußischer
Prinz und fast mehr noch die Frau Prinzessin könnten doch
nicht immer bloß mit den Exzellenzen- Damen und Herren
der Regierung und Garnison verkehren. Die natürliche
Stellung eines Prinzen, der zeitweilig in einer Provinz resi-
diert, ist, daß er mit den vornehmen eingesessenen Familien
in gesellschaftliche Beziehungen tritt, mit den Herrschaften
auf den Schlössern, wo Jagden und Bälle gegeben werden.
Das sind in Posen die großen polnischen Adelsfamilien,
die ihre berühmte Gastfreundschaft pflegen, deren Töchter
die besten Tänzerinnen der Welt sein wollen. Aber was
wird aus dem Hakatismus, wenn ein Vertreter des Königs-
hauses mit den polnischen Grafenfamilien solche Beziehungen
pflegt? Entweder die Polen weigern sich, überhaupt auf den
Verkehr einzugehen, solange Gesetze bestehen, die sie von
ihrer heimatlichen Scholle vertreiben sollen, oder aber, wenn
sie es tun, so werden sie damit einen Einfluß gewinnen,
der die Durchführung der bisherigen Politik bald mehr und
Das Schloß.