Full text: Regierung und Volkswille.

176 Fortdauer des Kampfes. 
aufhören. Immer wird es Unversöhnliche geben, die weiter 
kämpfen, und dann wird auch immer wieder die Forderung 
erhoben werden, es einmal mit Gewaltmaßregeln im großen 
Stil zu versuchen. Wenn man es so theoretisch ansieht, müßte 
man ja meinen, dem preußischen Staat mit seinen unge- 
heuren Mitteln könnte es schließlich nicht fehlen, die fremden 
Fragmente ins Deutschtum überzuführen. Darum mußte 
einmal der praktische Versuch gemacht werden und mag 
nun meinetwegen so lange dauern, bis auch der Unbe- 
kehrbarste eingesehen hat, daß diese Politik keinen Erfolg 
gehabt, daß sie Fiasko gemacht hat. Das sichert uns dann 
wenigstens für die Zukunft vor der Wiederkehr solcher un- 
seligen Erperimente, wie wir sie nun diese 25 Jahre erlebt 
haben. 
Ich habe dieses Kapitel der Polenpolitik etwas breiter 
ausgeführt, erstens weil es mir besonders am Herzen liegt, 
wo sich eine Gelegenheit dazu bietet, das deutsche Volk 
immer von neuem darauf hinzuweisen, wie sehr es sich 
hier gegen sein eigenes Wohl versündigt hat. Seit dem 
Jahre 1887 habe ich dieser Politik widersprochen, ihre Er- 
folglosigkeit und ihre unglückseligen Rückwirkungen voraus- 
gesehen und vorausgesagt, und mancher gute Patriot 
hat sich gewundert, daß gerade eine Zeitschrift, die sich die 
„Preußischen Jahrbücher“ nenne, einer solchen, wie die 
guten Leute glaubten, echt preußischen und echt deutschen 
Politik widerspreche. Jetzt greift ja die Ansicht, daß man 
sich auf einem Irrweg befunden, allmählich mehr und mehr 
um sich*). 
*) Namentlich in den Ostmarken selbst hat die große Mehrzahl der 
Deutschen das längst eingesehen. Als Zeugnis diene ein von einem eifrigen 
Hakatisten geschriebener Artikel in den „Grenzboten“ (1913; 23. Quartal 
S. 357): „Jedem Kenner der posenschen und ostmärkischen Verhältnisse 
 
	        
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